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Ich lese lieber:<\/p>
Transkript:<\/h2>
P: Mein heutiger Interviewgast bei Elterpodcast.de ist Kendra aus der Schweiz, Hallo Kendra<\/p>
K: Hallo Peter<\/p>
P: Erz\u00e4hl uns doch erst mal wer Du bist, was Du machst und wie viele Kinder Du hast<\/p>
K: Also ich bin Kendra Gettel und ich bin 38 und wohne in der N\u00e4he von Basel. Ich habe jetzt 2 Kinder, 2 M\u00e4dchen, die Gr\u00f6\u00dfere wird jetzt bald 5 und die Kleine ist gerade 4 \u00bd Monate. Und was ich mache? Also im Augenblick nutze ich so die Auszeit mit meiner Kleinen um mich wieder neu auszurichten, weil ich merke, ja mit jedem Kind ver\u00e4ndert sich ja wieder alles. Ich habe einen Blog in dem ich \u00fcber Beziehungs- und Kommunikationsthemen schreibe was schon seit, ja, eigentlich mein ganzes Leben, mein Steckenpferd ist, und au\u00dferdem begleite ich werdende Eltern. Ich gebe Geburtsvorbereitung mit Hypnose und \u2026ja genau und jetzt schaue ich einfach \u2013 es ergeben sich durch meine neue Lage wieder ganz viele neue Ideen die ich dann in Zukunft in meinen Blog bringen werde.<\/p>
P: Kannst Du das gut, Dein Arbeitsleben mit dem Muttersein von 2 Kindern, von einem fast frischgeborenen Baby gut vereinbaren?<\/p>
K: Hm, manchmal mehr, manchmal weniger \u2013 also jetzt im Augenblick mache ich fast nichts, das ich auch ok, also ich hab\u2019 mir auch vorgenommen ich nehm\u2019s einfach ganz gem\u00fctlich jetzt mit dem 2. und schau erst mal das wir uns alle in unsere neuen Rollen einfinden. Bevor die 2. kam, ging es ganz gut, da hab ich gen\u00fcgend Zeit gehabt um\u2026 ja Kurse zu geben und meinen Blog zu schreiben , aber ich hab da jetzt auch nicht den Anspruch das ich das Vollzeit mache, sondern einfach eben wie\u2019s im Rahmen meiner Kr\u00e4fte und zeitlichen M\u00f6glichkeiten geht und das klappt gut, ja.<\/p>
P: Das ist nat\u00fcrlich der Vorteil wenn man eine Arbeit hat, wo man sie recht flexibel gestalten kann von der Zeit her<\/p>
K: Absolut. Da bin ich auch sehr dankbar.<\/p>
P: Dann komme ich gleich zu meiner ersten Hauptfrage: Was hat sich bei Dir durch die Kinder in Deinem Leben ver\u00e4ndert?<\/p>
K: Also am meisten hat sich ver\u00e4ndert, dass mein Leben einfach nicht mehr so planbar ist.<\/p>
P: Was meinst Du damit genau?<\/p>
K: Es f\u00e4ngt schon damit an, dass der Tag nicht planbar ist \u2013 als frischgebackene Eltern, da sitzt man manchmal da und denkt von wegen: ja ich wollte aus dem Haus und dann, genau gerade als ich wegwollte war dann die Windel voll, und ich muss das ganze Kind komplett umziehen, weil es war alles voll und es wird einfach so wahnsinnig schwer Termine einzuhalten, weil dauernd immer irgendwas ist, womit man nicht gerechnet hat.\u00a0 Oder ich will los und uh, meine Kleine hat gerade meine Schminksachen entdeckt und ausgepackt. Oder wenn das Kind dann \u00e4lter ist, dann stellt man sich vor: Ich muss in 10 Minuten da und da sein, ich setz\u2019 mein Kind in den Kinderwagen und schieb\u2019 los, und dann macht das Kind einen Mordsaufstand. Es will selber laufen und da brauch man anderthalb Stunden. Oder man h\u00e4lt mit einer Hand irgendwie das Kind fest, w\u00e4hrend man mit der anderen schiebt und es schreit und wehrt sich. Man kommt dauernd in v\u00f6llig absurde Situationen, die man sich vorher nie h\u00e4tte vorstellen k\u00f6nnen.<\/p>
P: Wie gehst Du damit um?\u00a0 Wenn man mal was geplant hat und irgendwo auf einen Termin hin muss zum Beispiel, dann stell ich mir das recht anstrengend vor.<\/p>
K: Ja ist es auch. Ja wie geh\u2019 ich damit um? Im Wesentlichen versuche ich mein Leben einfach zu entschleunigen und m\u00f6glichst wenig \u00e4u\u00dferen Druck \u00fcberhaupt aufzubauen. Z.B. dass ich Termine eben auf das Wesentliche reduziere, dass ich dann, naja versuche ein bisschen mehr Zeit einzuplanen und einfach gelassen zu bleiben. Das ist einfach ganz wichtig, dass man da nicht austickt, sondern einfach tief durchatmet und, okay.<\/p>
P: Das finde ich ist ein ganz wichtigen Hinweis dieses Entschleunigen, dass man auch eine gewisse Flexibilit\u00e4t beh\u00e4lt.<\/p>
K: Ja, absolut. Flexibilit\u00e4t, genau, das ist ein gutes Stichwort. Man muss sich 100 Mal am Tag wieder neu auf irgendeine Situation einstellen, mit der man nicht gerechnet hat.\u00a0 Ich merke, das \u00e4ndert sich oft min\u00fctlich. Manchmal denke ich: So jetzt machen wir das, und , oh, nee, das geht jetzt gerade nicht weil jetzt ist das passiert \u2013 ok, dann machen wir das, aha, das geht auch nicht weil jetzt ist das passiert , also ja\u2026<\/p>
P: Und wie gelingt Dir das? Gelingt Dir das immer?<\/p>
K: Es kommt sehr drauf an, in welchem Zustand ich gerade bin. Wenn ich selber ausgeschlafen bin und gut drauf dann gelingt mir das gut. Wenn ich selber ersch\u00f6pft bin und an meiner Grenze, dann gelingt mir das nicht, dann wird\u2019s\u00a0 eher schwierig.<\/p>
P: Wie hat sich die Tatsache, dass ihr zwei Kinder habt,\u00a0 auf eure Beziehung ausgewirkt,\u00a0 was hat sich da ver\u00e4ndert?<\/p>
K: Dazu muss ich sagen, dass ich von dem Vater meiner ersten Tochter getrennt lebe, also wir sind geschieden. Dort war es einfach so, dass das Kind insofern Stress gebracht hat, es war einfach so die klassische Situation: Er arbeitet Vollzeit und noch dazu hatte er einen Pendelweg von 2 Stunden zur Arbeitsst\u00e4tte.<\/p>
P: Oh das ist heftig.<\/p>
K: Das war heftig und wir fanden uns dann ganz schnell in einem Kleinkrieg wieder. Ich wei\u00df nicht ob Du das auch mit Deiner Frau erlebt hast, aber jeder der beiden so ersch\u00f6pft und am Ende. Dann aber dem anderen vorwirft \u201e Du hilfst mir nicht genug\u201c und dabei machen beide schon wirklich so viel. Es sind nicht genug Ressourcen da wenn nur zwei Eltern alleine sind, ohne Familienanschluss so wie wir.<\/p>
P: Das finde ich spannend, dass du das ansprichst, denn das ist ein Thema wor\u00fcber ganz viele Eltern berichten. Keine Ressourcen haben, wirklich ersch\u00f6pft zu sein und keine Kraft mehr zu haben, sich wirklich um die Beziehung zu k\u00fcmmern.<\/p>
K: Ja, nach der Trennung war\u2019s dann eine Zeitlang schwierig, aber jetzt haben wir eine sehr gute Beziehung und es ist irgendwie so: jetzt l\u00e4uft\u2019s richtig gut. Die Kleine ist eben einen Teil der Woche bei ihm und einen Teil der Woche bei mir. Wir sind Nachbarn, also sie hat uns beide immer in der N\u00e4he und jetzt ist es gut, weil jeder so wieder seine Balance hat, jeder hat wieder so ein paar Tage Freiraum, kann mal ein paar N\u00e4chte ungest\u00f6rt schlafen. Das war am Ende ein Segen, das hat sehr gut funktioniert. Und jetzt mit dem neuen Kind erlebe ich das mit meinem neuen Partner in gewisser Weise wieder:\u00a0 Wow wir sind ersch\u00f6pft. F\u00fcr meinen neuen Partner ist es sein erstes Kind, und mir war schon klar was da jetzt kommt.\u00a0 Wir sind noch dabei die Balance zu finden, aber es l\u00e4uft gut, weil wir beide von zu Hause arbeiten.\u00a0 Und es ist einfach eine v\u00f6llig andere Ausgangssituation. Jetzt kann ich einfach zu ihm sagen: Du kannst Du bitte jetzt eine Stunde die Kleine nehmen, ich bin total k.o. ich will schlafen. Das ist jetzt relativ entspannt und l\u00e4uft gut.<\/p>
P: Das ist super.<\/p>
K: Ich w\u00fcrde noch sagen, was einfach die Partnerschaft so ver\u00e4ndert ist: Man hat keine Zeit mehr allein oder zu zweit. Einer nimmt das Kind, damit der andere mal arbeiten, schlafen, duschen oder was auch immer machen kann. Aber zu sagen, wir machen einfach als Paar was zu zweit und haben so ungest\u00f6rte Zeit, dass gibt es zumindest im Augenblick nicht mehr. Wenn das Kind \u00e4lter ist, wei\u00dft Du dann kann man mal wieder einen Babysitter holen.\u00a0 Aber im Augenblick ist es nur wir und das Baby.<\/p>
P: Das ist wirklich eine Herausforderung, sich diese Zeit wirklich auch zu erk\u00e4mpfen, ein bisschen,<\/p>
K: Ja, ja absolut<\/p>
P: Was mich noch interessieren w\u00fcrde: Was war f\u00fcr Dich die gr\u00f6\u00dfte Herausforderung in dieser ganzen Elterndaseins-Geschichte?<\/p>
K: Also die gr\u00f6\u00dfte Herausforderung war, dass meine \u00e4ltere Tochter so wahnsinnig schlecht geschlafen hat.<\/p>
P: Ah ja\u2026 ok\u2026<\/p>
K: Also das war wirklich krass. Es ist ja normal das die Kinder viel nachts aufwachen und stillen wollen und so, aber es wurde bei ihr einfach nicht besser, sondern es hat sich gesteigert bis zu 10 Mal die Nacht aufwachen. Sie war immer so laut und hat geschrien.<\/p>
P:\u00a0 10 Mal?!<\/p>
K: Es war wirklich heftig, ich bin absolut auf dem Zahnfleisch gegangen.\u00a0 Es war f\u00fcr mich ein gro\u00dfer Lernprozess, weil die Botschaft die ich dann bekommen habe vom Kinderarzt und von der M\u00fctterberatung waren immer: Es liegt an mir, weil ich sie in den Schlaf stille, weil ich nicht genug Struktur habe, weil ich hier weil ich da, und ich dann immer gedacht habe: das kann aber nicht sein, weil ich kenne auch andere M\u00fctter die ihr Kind in den Schlaf stillen und es wacht nicht 10 Mal die Nacht schreiend auf. Bis ich dann nach einem Jahr wirklich an dem Punkt war, wo ich mich davon innerlich freimachen konnte und einfach gemerkt habe: ja, wir wissen einfach nicht warum es bei ihr so ist. Wir waren auch beim Ostheopathen, wir waren bei der Akupunktur. Und es war wirklich schlimm. Du kannst Dir vorstellen, ich war halt in der Regel tags\u00fcber viel zu ersch\u00f6pft, um irgendwas mit ihr zu machen. Ich habe einfach nur irgendwie versucht zu \u00fcberleben.<\/p>
P: Das glaube ich. Wenn man 10 Mal in der Nacht aufwachen muss dann ist man wirklich nur noch in \u00dcberlebensmodus.<\/p>
K: Genau, und da war tats\u00e4chlich die Trennung von meinem Mann die Rettung, weil ich dann einfach wieder 2 N\u00e4chte die Woche hatte um auszuschlafen.\u00a0 Sie schl\u00e4ft jetzt relativ gut, wacht aber immer noch auf. Sie ist immer noch kein Kind das DU abends um 8 ins Bett steckst und dann hast du bis morgens Ruhe. Das ist im Augenblick unsere Bew\u00e4ltigungsstrategie, wir teilen einfach die N\u00e4chte auf.<\/p>
P: Das kann ich mir wirklich sehr belastend vorstellen. Erst mal f\u00fcr einen selber und zweitens f\u00fcr die Beziehung. Was ich noch interessant finde: Du hast Dinge abkl\u00e4ren lassen, von \u00c4rzten und von verschiedenen Fachleuten und die haben eigentlich nichts gefunden. Das Kind ist trotzdem so wie es ist.<\/p>
K: Es ist so wie es ist, genau.<\/p>
P: Du hast gesagt die L\u00f6sung war die Trennung von deinem Mann. Wenn du das so r\u00fcckblickend betrachtest, wie h\u00e4ttet ihr das anders l\u00f6sen k\u00f6nnen?<\/p>
K: Wir haben das, auch als wir noch zusammen waren gel\u00f6st, indem wir die Tochter abwechselnd nachts betreut haben. Es hat einer bei dem Kind geschlafen und einer im B\u00fcro.<\/p>
P: Das gab ein bisschen Entlastung, oder?<\/p>
K: Genau, also es ist dann einfach wieder der Punkt, dass die Gemeinschaft der Eltern, die ist dann halt nicht mehr da. Es ist dann immer: einer schl\u00e4ft mit dem Kind, einer schl\u00e4ft alleine.<\/p>
P: Gibt es etwas, was Du vor den Kindern so nicht erwartet h\u00e4ttest, was Du erst nach den Geburten so erlebt hast?<\/p>
K: Also ich h\u00e4tte nicht erwartet dass man so wenig Einfluss auf sein Leben hat. Ich hab mir das immer viel harmonischer vorgestellt, hab ich mein s\u00fc\u00dfes kleines M\u00e4dchen, und dann mache ich mit der lauter sch\u00f6ne Dinge und die ist immer lieb, und die macht auch gerne das was ich ihr vorschlage.\u00a0 Der Gipfel der Absurdit\u00e4t war dann irgendwann, dass ich mit meiner kleinen in den Zoo wollte, das war letztes Jahr und da geht sie ja immer gerne hin und dann stand sie vor dem Zoo und hat eine halbe Stunde einen Mordsanfall gehabt weil sie da nicht reinwollte.<\/p>
P: Aha, ok<\/p>
K: Es ist einfach viel mehr Aushandeln n\u00f6tig, von Bed\u00fcrfnissen und W\u00fcnschen und was machen wir jetzt? Es l\u00e4uft nicht immer alles so glatt und harmonisch wie ich mir das vorgestellt habe und wie man sich\u2019s ja immer vorstellt. Man hat ja so ein s\u00fc\u00dfes Baby im Arm und das ist alles toll und es gibt keine Konflikte.<\/p>
P: Was hast du, durch diese ganzen Erlebnisse als Mama, oder durch die Herausforderungen durch die du gegangen bist, f\u00fcr F\u00e4higkeiten bzw. was f\u00fcr St\u00e4rken hast du dadurch neu entwickeln k\u00f6nnen?<\/p>
K: Ich finde Deine Frage gerade spannend weil ich merke, dass ich meine St\u00e4rken oft selber nicht sehe, sondern sehr schnell immer in den Film reinrutsche: Ich bin nicht gut genug als Mutter.<\/p>
P: Okay.<\/p>
K: Es ist so: Mein Kind schl\u00e4ft nicht gut, es muss an mir liegen, ich mach irgendwas falsch. Oder: mein Kind hat jetzt diesen Wutanfall, oh je, bin ich nicht gut genug drauf eingegangen. Mir selber einfach zuzugestehen dass ich\u2019s gut mache und das ich mein Bestes gebe, das ist f\u00fcr mich ein Lernprozess. Also wenn Du mich fragst, w\u00fcrde ich noch mal auf den Punkt Flexibilit\u00e4t zur\u00fcckkommen. Da bin ich definitiv besser geworden und was ich gerade \u2026ja auch lerne, ist einfach meine Priorit\u00e4ten neu zu setzen.\u00a0 M\u00fcssen es immer die toll geputzten Fenster sein? Wei\u00dft Du, ich merke jetzt wie sehr ich mich auch damit identifiziere durch meine Leistungen. Das h\u00e4tte ich von mir nie gedacht. Ich dachte immer, ich w\u00e4re da schon recht frei von.\u00a0 Jetzt kommt mehr die Seite von mir zum Vorschein die einfach sagt: ok, das Wichtigste ist ja einfach das Dasein und den Tag zu erleben mit den Kindern und nicht irgendwas zu machen und zu leisten um To-do-Listen abzuhaken<\/p>
P: Das ist das was uns von der Gesellschaft ja immer sch\u00f6n so vorgelebt wird: \u201awer leistet der ist\u2019<\/p>
K: Genau<\/p>
P: Der Mensch ist einfach \u2013 das langt schon glaube ich. Das finde ich spannend, dass Du das sagst, weil diese Selbstzweifel, oder \u2013 mache ich das richtig, habe ich irgend welche Fehler gemacht, weil sich das Kind so und so verh\u00e4lt \u2013 das ist etwas was jede Mutter und jeden Vater besch\u00e4ftigt. Es geht mir genauso, und es in meinem Vaterdasein ganz viele Situationen, wo ich wirklich auch verzweifelt war.<\/p>
K: Ja<\/p>
P: Oft habe ich mich gefragt: Wie soll\u2019s weitergehen? Es ist eine neue Selbstausrichtung die man da selber vollziehen muss. Die Anspr\u00fcche runterschrauben und darauf vertrauen, dass das gut kommt. Das ist auch ein ganz ganz wichtiger Punkt, das Vertrauen zu finden.<\/p>
K: Was mir dazu gerade noch einf\u00e4llt ist: Was ich jetzt im Laufe der Jahre mehr sp\u00fcre, und jetzt bei meinem zweiten Kind ist, dass Kinder viel robuster sind als wir denken. Manchmal mache ich Sachen einfach nicht in der Weise wie ich sie mir von mir w\u00fcnschen w\u00fcrde. Z.B. raste ich aus und ich br\u00fclle los, und dann merke ich, im Grunde ist sie trotzdem, ein tolles Kind. Sie ist offen und sie liebt mich und ich liebe sie und da k\u00f6nnen wir hinterher dr\u00fcber reden. Ich kann ja auch sagen es tut mir leid und es ist so mehr Vertrauen da, dass man diese Dinge auch wieder in Ordnung bringen kann. Dass man Dinge kl\u00e4ren kann. Und das es am Ende ja gut wird.<\/p>
P: Ich glaube das ist ganz wichtig, dass man den Fokus wirklich auf das Gute richtet und nicht auf das was nicht gerade im Moment gut l\u00e4uft. Der Mensch hat die Tendenz sich auf das was nicht so gut l\u00e4uft zu konzentrieren, spannenderweise.<\/p>
K: Ja, das ist ein guter Hinweis. Ja ich verliere das dann auch oft aus dem Blick was gerade gut l\u00e4uft.<\/p>
P: Gibt es etwas wo Du heute anders machen w\u00fcrdest?<\/p>
K: Ja. Ich hab in dem Jahr bevor jetzt meine zweite Tochter gekommen ist, sehr viel Zeit in meinen Blog investiert, und das tut mir tats\u00e4chlich leid. Also ich w\u00fcnschte ich h\u00e4tte mehr Zeit mit meiner Grossen verbracht.<\/p>
P: Ah, okay<\/p>
K: Und deswegen ist es f\u00fcr mich ein Vorsatz f\u00fcr die n\u00e4chsten Jahre: ich will tats\u00e4chlich weniger arbeiten. Nicht gar nicht, weil ich liebe meine Arbeit und ich brauche. Was sind meine Priorit\u00e4ten, was ist mir eigentlich wichtig? Das ist f\u00fcr mich gerade ein Prozess der sich noch mal vertieft. Also ich kenne das noch von fr\u00fcher wo ich einfach viel Zeit und viele Ressourcen hatte, da habe ich dann auch bei so ziemlich allem mitgemacht was sich geboten hat.\u00a0 Jetzt versuche ich wirklich auszuw\u00e4hlen und zu sagen: Das ist mir wirklich wichtig, das will ich machen und das nicht. Es ist ein Lernprozess auch innerlich zu sp\u00fcren was ist wirklich stimmig, was will ich, was passt und was nicht.<\/p>
P: Durch was wurde Dir das bewusst?<\/p>
K: Es wurde mir so im Laufe der Schwangerschaft bewusst und jetzt in den letzten Monaten, wo ich eben merke: die Grosse muss zwangsl\u00e4ufig zur\u00fcckstecken. Mama ist dauernd mit dem Baby besch\u00e4ftigt. Es wurde mir auch bewusst durch die Gespr\u00e4che mit meinem Ex-Mann wo es ja darum geht, wie viel Zeit verbringt sie bei wem. Und ich dann irgendwann gemerkt habe, huch! Sie verbringt wirklich gar nicht mehr viel Zeit mit mir, weil sie am Wochenende bei ihm ist. Dann geht sie noch in die Kita und dann so auf einmal, es ist einfach irgendwie passiert, dass ich tats\u00e4chlich den gr\u00f6\u00dften Teil der Woche nicht mehr mit meinem Kind verbringe. Ich merke, ja sie freut sich riesig wenn sie den Papi sieht und wenn sie mich sieht, ja dann freut sie sich auch, aber irgendwie war das ein bisschen das Gef\u00fchl: ich glaub\u2019 wir haben uns ein bisschen entfernt voneinander. Ohne das ich das beabsichtigt oder bemerkt h\u00e4tte, es hat sich einfach so eingeschlichen, und das war dann so\u2019n Weckruf f\u00fcr mich. Jetzt schau mal was Du hier machst!<\/p>
P: Sehr spannend. Gibt es etwas wo Du sagen w\u00fcrdest: das habe ich von meinen Kindern gelernt? Kinder sind bekanntlich die Lehrmeister schlechthin.<\/p>
K: Ich z\u00f6gere weil ich tats\u00e4chlich merke ich bin ne harte Nuss. Es g\u00e4be tolle Sachen, die k\u00f6nnte ich von meinen Kindern lernen. Zum Beispiel einfach die Lebensfreude. Ja ich meine Kinder k\u00f6nnen einfach gl\u00fccklich sein, ohne das es daf\u00fcr jetzt einen Grund gibt. Bei uns muss ja dann erstmal alles stimmen, die Sonne muss scheinen, und dann muss hier noch, das muss gegeben sein und das. Und Kinder stehen einfach morgens auf und sind gut drauf.<\/p>
P: Ja das stimmt.<\/p>
K: Das finde ich super. Oder, eben noch mal dieses Thema Priorit\u00e4ten setzen. F\u00fcr Kinder ist es ja nun wirklich egal ob geputzt ist oder auch was man an hat. Die lieben einen einfach bedingungslos. Und das ist sch\u00f6n. Da m\u00f6chte ich mir auch noch mehr von abschneiden.<\/p>
P: Da bin ich auch noch auf\u2019m Weg \u2026. Was mich noch interessieren w\u00fcrde: Du hast erz\u00e4hlt die Zeit mit deiner ersten Tochter war recht anstrengend, das erste Jahr oder die ersten Monate. Gibt es da ein Buch oder ein H\u00f6rbuch was die durch diese Zeit hindurchgeholfen hat, oder wo du gesagt hast, da hab ich viel draus raus nehmen k\u00f6nnen f\u00fcr mich?<\/p>
K: Ja, das gibt es. Und zwar es ist von William Sears: \u201edas 24 Stunden Baby\u201c. Das war meine Rettung, weil der Sears ist Kinderarzt und hat selber 8 Kinder, irgendwie 6 eigene und 2 adoptierte. Bei den ersten 3 Kindern, hat er diese Probleme nicht gehabt und hat dann, wenn Eltern in die Praxis kamen mit solchen Kindern wie ich\u2019s hatte, hat er dann immer auch gesagt es liegt an denen. Die machen irgendwas falsch. Dann kam Kind Nummer 4 \u2026und er schrieb: meine Frau war innerhalb von Wochen am Rande der Ersch\u00f6pfung und jetzt wei\u00df ich, jetzt verstehe ich was diese Eltern erleben. Es war f\u00fcr mich so ein Befreiungsschlag. Ich habe nun einfach gemerkt: hey, der beschreibt genau mein Kind, der beschreibt genau meine Situation, es war so erl\u00f6send einfach von ihm zu h\u00f6ren, ja es gibt einfach Kinder die sind so. Zum Beispiel, und das passt bei uns auch, ich hatte bevor ich mit meiner Tochter schwanger wurde, hatte ich zwei Eileiter-Schwangerschaften und noch ein Fr\u00fchabort. Ich hab einfach in Panik gelebt, dieses Kind zu verlieren. Und es ist wohl so ein Charakteristikum, dass wenn in der Schwangerschaft schon sehr viel Angst da ist, dass das ja wohl auch irgendwie die Kinder beeinflusst. Es war einfach f\u00fcr mich die Entlastung, wirklich so dieses \u201aHey\u2019, es liegt nicht an Dir und Du machst alles was Du kannst.\u00a0 Und dass es wirklich einfach darum geht, es anzunehmen, und dann zu schauen wie kann ich da jetzt das Beste draus machen und wie kann ich damit leben, anstatt dagegen anzuk\u00e4mpfen.<\/p>
P: Das finde ich ein Super-Stichwort, das ist genau der Grund warum wir diese Podcasts machen, dieses \u201aaha, bei anderen kann das auch so sein\u2019, also dieser \u201eaha\u201c Effekt.\u00a0 Ich bin oder wir sind nicht , beziehungsweise mein Kind ist nicht krank, oder wir sind nicht abnormal. Alleine diese Tatsache die Du jetzt so sch\u00f6n beschrieben hast, entlastet so.\u00a0 Ich muss mir keine gr\u00f6\u00dferen Sorgen machen, dass das was wir erleben ausser der Norm ist.<\/p>
K: Ja<\/p>
P: Das finde ich ganz wichtig, und das Erleben wir bei uns t\u00e4glich in der Praxis, das Eltern kommen und fragen: ist das bei anderen auch so? Das ist die Hauptfrage bzw. die h\u00e4ufigste Frage die kommt. Und da k\u00f6nnen wir wirklich mit ruhigen Gewissens sagen: ja, bei anderen ist es auch so \u2013 nicht bei allen, aber bei manchen.<\/p>
K: Ja, das hilft<\/p>
P: Und dann kommt wie so eine Entspannung. Danke f\u00fcr Deinen Hinweis, das war wirklich ein ganz toller Tipp.<\/p>
K: Ich w\u00fcrde gerne noch einen Satz sagen zu dem was ich von William Sears gelernt hab. E beschreibt auch ganz wunderbar einfach die St\u00e4rken dieser Kinder. Es ist irgendwie so wie ein Pers\u00f6nlichkeitsprofil zu dem auch ganz wundersch\u00f6ne Seiten geh\u00f6ren.\u00a0 \u2013 das sieht man bei unserer Tochter, sie ist sehr offen, geht auf Menschen zu, ist sehr bewegungsfreudig. Sie ist trotzdem ein wunderbares Kind. Was mich noch mal erinnert an was Du gerade gesagt hat mit dem Perspektivenwechsel, das man da nicht nur das vermeintliche Defizit sieht, sondern das Kind im Auge beh\u00e4lt, einfach die Sch\u00f6nheit.<\/p>
P: Genau, das Gute, das Positive. Man m\u00f6chte ja dass das Gute w\u00e4chst, oder, das es mehr wird, oder? Je mehr Fokus man da drauf richtet umso mehr kann das auch wachsen.<\/p>
K: Ja, ja\u2026<\/p>
P: Ja, wir sind mittlerweile bei 26 Minuten. Ich w\u00fcrde sagen, ich stell\u2019 Dir noch eine Frage und zwar: was war f\u00fcr Dich das Sch\u00f6nste oder das Lustigste was Du in den letzten Tagen mit Deinen Kindern erlebt hast?<\/p>
K: Das beste und Lustigste war als wir im Freibad waren. Diese Saison hat jetzt meine Grosse sich endlich mal auf die Rutsche getraut, nachdem sie das ein paar Mal gemacht hatte gab\u2019s kein Halten mehr.\u00a0 Wir beide nur noch immer auf diese Rutsche hoch, und haben uns da gegenseitig, naja nicht gejagt, aber wie zwei Kinder hoch, so schnell wie m\u00f6glich dann wieder runter und dann wieder hoch und wieder runter und wir hatten so viel Spa\u00df das war einfach toll.<\/p>
P: Das glaube ich. Und das finde ich auch das sch\u00f6ne an Kindern: wenn sie etwas Neues entdecken wie viel Energie sie da reinstecken k\u00f6nnen. Das ist schon immer wieder sch\u00f6n zu erleben.<\/p>
K: Ja es war.. also es war einfach unglaublich so die ersten Male, bei Mama auf\u2019m Schoss und dann kam\u201a Mama lass, rutsch mal einen Meter hinter mir\u2019 und dann gab\u2019s keinen Halt mehr und auf einmal sah ich nur meine Kleine auf dem Bauch ja, auf dem Bauch hockte erst, und ich so \u201awow\u2019!<\/p>
P: Super Kendra, das finde ich gerade einen sch\u00f6nen Abschluss. Ich m\u00f6chte mich bei Dir sehr bedanken f\u00fcr die Zeit die du dir genommen hat und um Deine Erfahrungen mit uns zu teilen. Ich werde alles was du so erw\u00e4hnt hast, das Buch, deinen Blog, alles was du so machst auch in den Notizen unter dem Podcast vermerken und ich danke Dir und w\u00fcnsch Dir noch viel Spa\u00df mit Deinen 2 T\u00f6chtern.<\/p>
K: Dankesch\u00f6n! Ich danke Dir auch und will noch mal sagen ich finde das Projekt wirklich toll und bin dir dankbar dass du diese Dinge die man sonst verschweigt an\u2019s Licht bringst. Alles Gute noch f\u00fcr Dein Projekt.<\/p>
P: Danke sch\u00f6n. Das ist auch noch mein ganz gro\u00dfes Anliegen, weil wir auch Eltern von drei Kindern sind und viele Dinge selber erlebt haben.<\/p>\t\t\t\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/section>\n\t\t\t\t