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Ich lese lieber:<\/p>
Transkript:<\/h2>
P: Mein heutiger Interviewgast bei elternpodcast.de ist Stephi aus Hamburg. Hallo Stephi<\/p>
S: Hallo, guten Morgen.<\/p>
P: Guten Morgen. Erz\u00e4hl uns doch erst einmal, wer du bist, was du machst und wie viele Kinder du hast.<\/p>
S: Ja ich bin Stephi, ich wohne in Hamburg, hattest du ja gerade schon gesagt. Ich habe ein Kind, mein Sohn ist jetzt viereinhalb Monate alt. Und wenn ich nicht gerade in Elternzeit bin, dann arbeite ich als Lehrerin in einer Grundschule hier in Hamburg und habe eine erste Klasse, beziehungsweise jetzt schon fast eine Zweite. Ja und ich lese sehr gerne in meiner Freizeit und deswegen habe ich einen B\u00fccher-Blog angefangen vor glaube ich ungef\u00e4hr f\u00fcnf Jahren. Und als ich dann schwanger war, dachte ich, dass es nett w\u00e4re, zus\u00e4tzlich noch mit einem Baby-Blog zu starten. Der ist jetzt also ungef\u00e4hr ein halbes Jahr alt, ein bisschen \u00e4lter als mein Sohn.<\/p>
P: Das hei\u00dft, dein Sohn ist vier Monate alt?<\/p>
S: Genau, mein Sohn ist vier Monate.<\/p>
P: Genau. Und wie lange habt ihr ungef\u00e4hr gebraucht, bis ihr euch aneinander gew\u00f6hnt habt?<\/p>
S: Ich w\u00fcrde sagen, wir gew\u00f6hnen uns immer noch aneinander. Also am Anfang ging es eigentlich relativ schnell im Krankenhaus, als er geboren war. Aber jetzt ist es h\u00e4ufig so, dass ich denke \u201eHm, ich verstehe dich eigentlich gar nicht so richtig. Was m\u00f6chtest du mir sagen?\u201c Aber ja, es ist jeden Tag spannend. Und ich glaube, GEW\u00d6HNT haben wir uns nat\u00fcrlich schon nach ein paar Tagen aneinander, aber Normalit\u00e4t gibt es mit Baby noch nicht.<\/p>
P: Ja, das finde ich eine ganz, ganz sch\u00f6ne Aussage. Ja, ich w\u00fcrde gerne gleich zu meiner ersten Hauptfrage kommen: Was hat sich durch deinen Sohn in deinem Leben und auch in deiner Partnerschaft ver\u00e4ndert?<\/p>
S: Ja es ist unglaublich, dass man auf einmal keine Zeit mehr f\u00fcr nichts hat. Also ich dachte \u201eOkay, ich krieg da ein Baby und dann schl\u00e4ft das ja auch ganz viel und w\u00e4hrend das schl\u00e4ft, kann ich dann ja so die Dinge erledigen, die ich noch machen muss.\u201c \u2013 das hat so nicht ganz geklappt. Von daher hat mein Sohn mein KOMPLETT auf den Kopf gestellt. Eigentlich richtet sich alles danach, wann er gute Laune hat, wann ich einmal irgendetwas anderes erledigen darf. Wenn ich mich mit Leuten treffe, muss das immer so sein, dass ich ihn mitnehmen kann, und dass es f\u00fcr ihn auch ein guter Platz ist, um sich dort aufzuhalten. Also dass es nicht zu laut ist oder ja, dass es nicht total regnet schon wieder. Und in der Partnerschaft hat sich auch UNGLAUBLICH viel ver\u00e4ndert, weil wir im Moment haupts\u00e4chlich Mama und Papa sind und kaum noch Zeit zu zweit haben. Abends ein bisschen, wenn der Kleine schl\u00e4ft. Da versuchen wir uns auch bewusst in letzter Zeit einfach alles freizuschaufeln, damit wir einmal eine Stunde oder zwei am Abend wirklich nur f\u00fcr uns haben und nicht immer nur Mama und Papa sind. Ja.<\/p>
P: Genau. Ich glaube, das ist die ganz gro\u00dfe Herausforderung, sich wirklich diese Zeit freizuschaufeln, damit man eben nicht nur ein gutes Team ist.<\/p>
S: Ja, genau. Und damit man eben nicht nur Mama und Papa ist, sondern wir sind ja auch noch\/ ja, mein Freund ist ja nicht nur der Papa, sondern eben auch mein Freund. Und wir m\u00f6chten auch nicht NUR die ganze Zeit \u00fcber unseren kleinen Sohn sprechen \u2013obwohl der super ist. Aber es gibt ja auch irgendwie noch andere Themen und andere Dinge, die man irgendwie zu zweit machen m\u00f6chte. Und ja.<\/p>
P: Du hast gesagt durch deinen Sohn hat sich das Leben so ein bisschen auf den Kopf gestellt, das hei\u00dft, es ist nichts mehr so planbar, man muss sich von Minute zu Minute eigentlich entscheiden, was man macht oder was man nicht macht. Ist dir das leicht gefallen oder ist das etwas schwierig? Oder wie ist das f\u00fcr dich, diese Umstellung?<\/p>
S: Es ist mir UNGLAUBLICH schwer gefallen. Also ich bin ansonsten ein sehr durchgeplanter Mensch: Ich habe meinen Kalender und da nehme ich mir die Sachen vor und dann mache ich das so, wie ich mir das vorgestellt habe. Und das funktioniert jetzt einfach gar nicht mehr. Also vielleicht plane ich den n\u00e4chsten Tag, aber eigentlich stehe ich meistens morgens auf und wenn wir etwas Festes vorhaben \u2013 wie irgendwie wei\u00df ich nicht, Babyturnen oder wir m\u00fcssen zum Arzt \u2013 dann versuche ich nat\u00fcrlich, dass wir da rechtzeitig ankommen. Aber ansonsten hat sich da sehr viel ver\u00e4ndert. Ich plane nichts weiter, sagen wir vielleicht eine Woche h\u00f6chstens. Ich musste das Loslassen lernen.<\/p>
P: Okay.<\/p>
S: Und ansonsten war mein Kalender immer schon f\u00fcr die n\u00e4chsten Monate gef\u00fcllt. Und das war mir auch ganz wichtig, dass ich das dann immer alles einhalte und dass ich ja immer p\u00fcnktlich bin. Und ja, da musste sich das jetzt ein bisschen verschieben, weil es einfach nicht geht mit dem Kleinen so.<\/p>
P: Hast du da einen Tipp, wie du das gemacht hast? Weil wenn man sage ich jetzt einmal wenn das Leben so vorher strukturiert ist und auf einmal ist es \u00fcberhaupt nicht strukturiert \u2013 ja vielleicht hast du einen Tipp, wie man dieses losl\u00e4sst, dieses Loslassen lernen von den fixen Terminen, wie man das bew\u00e4ltigt. Weil ich kenne das von mir selber, man muss wirklich sagen \u201eJa okay, ich kann nicht planen.\u201c Und das ist manchmal schwierig.<\/p>
S: Ja also klingt jetzt vielleicht ein bisschen albern, aber ich habe meinen alten Kalender weggeworfen und habe mir einen neuen gekauft, in dem es keine Uhrzeiten gibt.<\/p>
P: Okay. Das ist aber nicht schlecht, ja.<\/p>
S: Also hat mir tats\u00e4chlich ein bisschen geholfen das Loslassen zu lernen. Also mein alter Kalender hatte einfach Uhrzeiten und ich musste die Sachen genau eintragen, was ich um zehn mache oder um zwei. Und jetzt steht da halt einfach nur drin, dass ich zum Beispiel \u00fcbermorgen vorhabe, mich mit meiner Freundin zu treffen. Und der habe ich gesagt \u201eKomm ungef\u00e4hr um zwei. Aber du wei\u00dft ja: Vielleicht hat Jonas dann schlechte Laune, vielleicht dauert es bis um drei, bis wir zusammen etwas unternehmen k\u00f6nnen.\u201c Und das hat mir tats\u00e4chlich geholfen. Also UND dass ich einfach offen mit den anderen Leuten da dr\u00fcber gesprochen habe. Dass ich gesagt habe \u201eH\u00f6rt zu, ich treffe mich gerne weiterhin mit euch, aber es stresst mich, wenn ich Punkt zwei Uhr da sein muss. K\u00f6nnen wir einfach sagen ich bin ungef\u00e4hr zwischen zwei und drei da?\u201c F\u00fcr die meisten Leute ist das auch in Ordnung und ich komm dann wesentlich entspannter dort an, als wenn ich jetzt denke \u201eOh nein! Wir m\u00fcssen jetzt los und wir haben keine Zeit!\u201c Ja.<\/p>
P: Sch\u00f6n. Guter Trick, gef\u00e4llt mir, muss ich sagen. Kalender wegschmei\u00dfen, einen neuen kaufen ohne Uhrzeit. Das merke ich mir. Was war f\u00fcr dich die gr\u00f6\u00dfte Herausforderung?<\/p>
S: Also die gr\u00f6\u00dfte Herausforderung.<\/p>
P: In dem Mama Dasein?<\/p>
S: Am was? Am Mama sein?<\/p>
P: In dem Mama Sein, ja.<\/p>
S: Ja. Also als mein Sohn das erste Mal seinen Kreischtag hatte. Also alles davor, so wenig schlafen, das ging alles. Aber als er dann irgendwann \u2013 passenderweise am Vatertag \u2013 sich \u00fcberlegt hatte \u201eIrgendwie ist jetzt alles doof.\u201c und er hat das erste Mal ich glaube vier, f\u00fcnf Stunden am St\u00fcck geschrien. Ja, das war einfach ganz, ganz gruselig und ganz schlimm. Und ja, ich war da nicht so drauf vorbereitet, wie extrem einen das belastet, wenn das eigene Kind so lange weint und man es nicht beruhigt kriegt und man denkt \u201eHey, du hast etwas zu essen gehabt, dir ist warm, du hast eine neue Windel, wir k\u00fcmmern uns um dich.\u201c<\/p>
P: Und wie hast du das geschafft, das zu h\u00e4ndeln?<\/p>
S: Also zum Gl\u00fcck konnte ich mich mit dem Papa von dem Baby gut abwechseln. Also mein Partner ist zu dem Zeitpunkt noch komplett Zuhause gewesen und wir haben dann einfach zu dritt irgendwie versucht, die Zeit rumzukriegen und ja, haben versucht, ihn ein bisschen abzulenken, mit ihm rumzualbern. Und zwischendurch aber auch einfach einmal kurz rauszugehen. Also dass mein Sohn bei seinem Papa geblieben ist und ich bin einfach einmal kurz vor die T\u00fcr in einen anderen Raum, dass ich nicht dieses Dauergekreische die ganze Zeit geh\u00f6rt habe. Und ja, und irgendwann war es dann vorbei und wir wussten nicht, was jetzt eigentlich das Problem war. Aber das ist bei Babys so. Inzwischen sind wir da schon ein bisschen routinierter und k\u00f6nnen da schon besser mit umgehen.<\/p>
P: Genau, das ist auch ein St\u00fcck weit so eine gewisse Ohnmacht. Weil man probiert alles und irgendwie funktioniert nichts.<\/p>
S: Genau.<\/p>
P: Man muss es aushalten, oder?<\/p>
S: Ja. Wobei wir wieder beim Loslassen lernen w\u00e4ren.<\/p>
P: Ja, das kenne ich sehr gut. Wir haben auch drei Kinder und auch die eine oder andere Stunde mit weinenden oder schreienden Babys verbracht.<\/p>
S: Ja. Also jetzt, wo er ein bisschen gr\u00f6\u00dfer ist, da ist es irgendwie f\u00fcr mich auch noch ein bisschen leichter. Nat\u00fcrlich kann er mir immer noch nicht sagen, was ihm fehlt, aber er sieht nicht mehr so zerbrechlich aus wie am Anfang. Also am Anfang war ich dann auch einfach noch total unsicher, dass ich Angst hatte \u201eOh, vielleicht tu ich ihm weh!\u201c oder ja \u201eVielleicht mache ich irgendetwas falsch!\u201c Und jetzt denke ich zwar trotzdem noch manchmal ich mache etwas falsch, aber jetzt habe ich mich auch schon dran gew\u00f6hnt und sein kreischen klingt zum Beispiel anders, wenn er sich weht tut oder wenn ihm einfach nur langweilig ist. Oder ja.<\/p>
P: Okay. Jetzt ist es ja so, dass man vor der Geburt, w\u00e4hrend der Schwangerschaft, auf recht viele Sachen vorbereitet wird. Eben auf die Geburt und wie man sich w\u00e4hrend der Schwangerschaft verhalten soll, wenn das ist oder wenn jenes ist. Und dann kommt das Baby auf die Welt. Und oft ist es dann so, dass die Dinge anders kommen, als man erwartet h\u00e4tte. Ist etwas passiert, wo du so nicht erwartet h\u00e4ttest oder wo niemand dar\u00fcber gesprochen hat?<\/p>
S: Also es hat bei mir schon w\u00e4hrend der Geburt angefangen. Ich war darauf vorbereitet worden, dass sich das ziemlich lange hinzieht und hatte auch einen sehr guten Geburtsvorbereitungskurs und mein Freund konnte auch mitkommen und wir dachten \u201eOkay, dann fahren wir ins Krankenhaus und dann geht das irgendwie so langsam los und dann dauert das ewig, bis dann unser Baby da ist.\u201c Und das war sehr anders. Es hat ungef\u00e4hr drei Stunden gedauert von Zuhause, wo wir losgefahren sind, bis dann unser Sohn da war. Und das war doch sehr schnell. Und da war schon das erste eingetreten, wo ich so nicht mit gerechnet hatte. Und dann als er da war? Ja, es sind so die vielen kleinen Sachen einfach. Also ich kann es schwer beschreiben. Also nat\u00fcrlich wusste ich irgendwie zum Beispiel, dass man den nat\u00fcrlich wickeln muss. Aber wie schwierig das dann ist, ein Baby zu wickeln, was einfach \u00fcberhaupt keine Lust hat, gewickelt zu werden und das auf einmal gef\u00fchlte zehn H\u00e4nde und sieben Beine hat \u2013 das h\u00e4tte ich so nicht gedacht. Also ich habe ja auch schon einmal andere Babys gewickelt, aber irgendwie ja, war das am Anfang sehr schwierig, dieses Kind irgendwie so zu wickeln, dass nicht der halbe Wickeltisch immer schmutzig ist und alles immer runtergefallen ist und das auch nicht zehn Stunden dauert.<\/p>
P: Ja, weil es ist wirklich so, weil auch die Babys m\u00fcssen lernen, was das Wickeln ist.<\/p>
S: Ja.<\/p>
P: Ja? Weil f\u00fcr sie ist das auch alles neu. Und dessen ist man sich manchmal als Mutter oder als Vater auch nicht so bewusst, dass f\u00fcr die Babys einfach\/ es ist wirklich alles neu, oder?<\/p>
S: Ja, genau.<\/p>
P: Die Eltern sind neu, die Umgebung ist neu, dann kommt da noch so eine Windel dazu oder was auch immer dazu kommt.<\/p>
S: Ja.<\/p>
P: Am liebsten w\u00fcrden sie nichts anhaben, oder?<\/p>
S: Ja, genau, am liebsten w\u00fcrde er nichts anhaben. Ja.<\/p>
P: Genau. Genau. Was w\u00fcrdest du sagen, welche F\u00e4higkeit oder welche St\u00e4rke hast du jetzt in den letzten vier Monaten bei dir neu entdeckt oder vielleicht entwickelt oder die sich verst\u00e4rkt hat durch das Mama Sein, durch das Eltern Sein?<\/p>
S: Ja das hatte ich ja vorhin mit dem Kalender schon kurz angedeutet: Das ist wirklich eine neue F\u00e4higkeit von mir, dass ich viel, viel entspannter mit Zeitdruck umgehen kann, wie vorher. Und das habe ich mir vorher oft gew\u00fcnscht. Also dass ich entspannter sein kann und ich mich nicht so von allen Sachen stressen lasse. Und das musste ich durch meinen Sohn einfach jetzt lernen. Also auch die Wohnung kann nicht immer super ordentlich sein und ich kann nicht immer alles das schaffen, was ich mir vorgenommen habe. Aber es ist auch nicht so schlimm. Also es macht mir nicht mehr so viel aus wie vorher. Ich w\u00fcrde sagen ich bin nicht mehr ganz so perfektionistisch veranlagt. Und was au\u00dferdem noch sehr sch\u00f6n ist \u2013 ich wei\u00df nicht, ob man das als St\u00e4rke bezeichnen kann \u2013 aber so ein vier Monate altes Baby findet alles spannend. Also einen Marienk\u00e4fer, die Bl\u00e4tter, ich wei\u00df nicht, die Sonne, irgendwelche Staubkr\u00fcmel auf dem Sofa. Und so den Blick f\u00fcr die ganz, ganz kleinen Sachen, die einfach sch\u00f6n und spannend sind, den bekommt man wieder neu, wenn man so einen kleinen Wurm hat, der einfach schon begeistert ist, wenn er aufm Rasen liegt.<\/p>
P: Genau. Also das bewundere ich auch bei Kindern, dass sie eben wirklich die Welt mit ganz anderen Augen sehen als wir.<\/p>
S: Ja, auf jeden Fall.<\/p>
P: Das finde ich teilweise beneidenswert, muss ich sagen.<\/p>
S: Absolut, ja.<\/p>
P: Du hast gesagt, du warst vorher recht strukturiert und warst dann praktisch gezwungen, von heute auf morgen das anders zu machen. Vorhin hast du ja gesagt, eine deiner Strategien war, den Kalender wegschmei\u00dfen und dir einen neuen kaufen, wo keine Zeitangaben sind. Gab es noch etwas, wo dir geholfen hat, dieses \u201eEs muss nicht alles perfekt sein, es reicht auch, wenn es eben nicht aufger\u00e4umt ist oder wenn das Fl\u00e4schchen nicht gerade jetzt abgewaschen ist oder wenn die W\u00e4sche nicht zusammengelegt ist.\u201c \u2013 was f\u00fcr Strategien hast du da angewendet f\u00fcr dich?<\/p>
S: Also zum einen habe ich mich mit anderen jungen M\u00fcttern ausgetauscht. Also ich hatte zum Beispiel einen sehr tollen R\u00fcckbildungskurs, wo man einfach gemerkt hat: Den andern Mamas geht es ganz genauso. Und dann kann das ja alles nicht so schlimm sein. Also wenn wir da zu zehnt sind und wir finden alle zehn, dass es immer ein bisschen unordentlich bei uns Zuhause aussieht im Moment und unsere Babys machen aber eigentlich alle einen ganz gl\u00fccklichen Eindruck, dann kann man da vielleicht irgendwie \u2013 ja, wie soll ich das sagen? \u2013 darauf verzichten, dann immer alles zu putzen und merkt, dass es trotzdem alles gut ist. Und manchmal auch einfach mein Freund, der mit mir geschimpft hat, wenn ich dann einmal wieder aufr\u00e4umen wollte, wo er dann gesagt hat \u201eHey Stephi das ist jetzt gerade nicht so wichtig. Spiel einfach mit deinem Sohn.\u201c Und ja.<\/p>
P: Sehr sch\u00f6n, ja. Wenn du jetzt in ein oder zwei S\u00e4tzen werdenden Eltern einen Tipp mitgeben solltest \u2013 also was sollten werdende Eltern unbedingt wissen?<\/p>
S: Also ich glaube es ist ganz, ganz wichtig, auf sein eigenes Bauchgef\u00fchl zu h\u00f6ren. Also man kann vorher jede Menge schlaue B\u00fccher lesen und sich mit anderen Leuten austauschen \u2013 aber wenn das Baby dann da ist, dann hat man ein ganz gutes Gesp\u00fcr daf\u00fcr, was man machen soll und was nicht und was dem Kleinen gut tut und was nicht. Und ich glaube, man sollte sich nicht zu sehr von den anderen Leuten verunsichern lassen, besonders nicht von irgendwelchen Eltern oder Gro\u00dfeltern oder Onkels und Tanten, die ALLES besser wissen und einem st\u00e4ndig Tipp geben wollen und \u201eHe, du musst das doch jetzt so machen!\u201c, \u201eDer Kleine muss doch schon durchschlafen!\u201c und hier und da. Sondern einfach zu sagen \u201eNein, wenn ich etwas wissen m\u00f6chte, dann frage ich, aber ansonsten lasst mich das bitte so machen, wie ich das f\u00fcr richtig halte, und redet mir da nicht st\u00e4ndig rein.<\/p>
P: Sehr sch\u00f6n. Du hast vorhin ein Buch erw\u00e4hnt, dass man sich da nicht verunsichern lassen soll von B\u00fcchern. Gab es irgendein Buch oder ein H\u00f6rbuch, wo dir geholfen hat, in einer bestimmten Situation? Vielleicht schon w\u00e4hrend der Schwangerschaft oder auch nach der Geburt, wo du gesagt hast \u201eJa, also ich das gelesen habe, wurde mir das und das bewusst.\u201c<\/p>
S: Also wir haben zu Weihnachten ein Buch bekommen, das hei\u00dft \u201eBeim ersten Kind gibt\u2019s 1000 Fragen\u201c. Und da steht im Vorwort, dass die Autorin das so geschrieben hat, also w\u00fcrde sie das ihrer besten Freundin erz\u00e4hlen. Und das ist tats\u00e4chlich so ein bisschen gelungen. Da sind wirklich ganz, ganz viele Fragen und die sind ganz kurz beantwortet. Und das fand ich sehr hilfreich vorher, auch in Bezug auf die Geburt und was da auf einen zukommt, das schon einmal zu lesen. Jetzt, wo mein Sohn da ist, habe ich ein anderes Lieblingsbuch, das hei\u00dft \u201eBabyjahre\u201c und da ist es so, dass zu jedem Kapitel \u2013 also Schlafen, Essen, oder k\u00f6rperliche Entwicklung oder was auch immer \u2013 das so unterteilt ist in ich glaube vor der Geburt, null bis drei Monate und dann das n\u00e4chste ist auf jeden Fall ab vier Monate, was die Kinder so normalerweise k\u00f6nnen. Allerdings ist es in dem Buch so, dass ganz, ganz deutlich ist: Die Kinder machen das einfach in ihrem eigenen Tempo und es ist wirklich \u00fcberhaupt nicht schlimm, wenn irgendwer etwas erst fr\u00fcher oder sp\u00e4ter kann. W\u00e4hrend in vielen anderen B\u00fcchern, die ich gelesen habe, man schon fast Angst bekommt, wenn das Kind sich jetzt noch nicht drehen kann und \u201eOh nein! Das ist jetzt aber eigentlich der Zeitpunkt daf\u00fcr!\u201c Und dieses Buch ist da irgendwie entspannter. Es macht einfach deutlich \u201eOh, einige Kinder lassen vielleicht auch das Krabbeln aus oder wollen sich gleich hinsetzen, obwohl es eigentlich daf\u00fcr noch viel zu fr\u00fch ist.\u201c Es hat mich ein bisschen beruhigt so. Weil es einfach aus dem Alltag \u2013 ich glaube es ist auch ein Kinderarzt, der das geschrieben hat \u2013 geschildert war und ganz viele verschiedene Kinder geschrieben wurden und da ein kleines \u201eAch, mein Sohn findet da auch irgendwo sein Fenster.\u201c Also er f\u00e4llt nicht total aus der Norm, sondern eigentlich fallen alle Babys aus der Norm.<\/p>
P: Genau.<\/p>
S:gibt es nicht.<\/p>
P: Genau. Jedes Baby ist ein Individuum. Das ist wirklich so, ja. Genau. Was mich noch interessieren w\u00fcrde, ist: Wie macht ihr das mit der Rollenaufteilung bei euch? Du bist Zuhause, hast du gerade vorhin erz\u00e4hlt. Arbeitet dein Partner voll oder unterst\u00fctzt<\/p>
S: Also er arbeitet Teilzeit. Und was aber ganz besonders ist, ist, dass wir im Februar tauschen. Also im Februar werde ich dann anfangen, wieder zu arbeiten und der Papa bleibt dann ein halbes Jahr mit dem Kleinen Zuhause.<\/p>
P: Ah ja, das ist super. Sch\u00f6n. Ja.<\/p>
S: Und am Anfang sind wir beide zwei Monate komplett Zuhause geblieben. Und ja, das mit dem Alltag ist so: Jeder macht das, was sich so ergibt. Also wir haben jetzt nicht klar aufgeteilt der eine macht irgendwie das. Und aber es ist sehr praktisch, dass mein Freund sehr gerne kocht und ich nicht, und dass also f\u00fcr unser leibliches Wohl auf jeden Fall gesorgt ist, egal, ob Jonas, ob unser Sohn jetzt Hunger hat oder nicht. Und das ist auf jeden Fall schon einmal sehr praktisch. Und mit dem zuhause Bleiben ist es so, dass wir zuerst dachten \u201eNaja, ich verdiene wahrscheinlich irgendwie ein bisschen mehr und ach, es ist vielleicht auch ganz sch\u00f6n.\u201c Und wir dann auch sehr viel naja, Kritik nicht unbedingt, aber auf sehr viel Gegenwind gesto\u00dfen sind, die gesagt haben \u201eOh, hast du dir das auch gut \u00fcberlegt? Der ist doch dann noch so klein!\u201c Und jetzt, wo unser Sohn da ist, sind wir total gl\u00fccklich, dass wir das vorher so \u00fcberlegt haben, dass wir uns das aufteilen, weil wir denken, dass es wirklich perfekt ist. Auch gerade so jetzt wo er noch so klein ist, bleibe ich Zuhause. Ist auch besser, weil stillen k\u00f6nnte sein Papa ihn ja einfach nicht.<\/p>
P: Genau.<\/p>
S: Aber ich denke, dass es gerade, weil es ein Junge ist, auch wirklich sch\u00f6n ist f\u00fcr die beiden, wenn sie schon von Anfang an so viel Zeit miteinander verbringen k\u00f6nnen. Und ja, auch einfach: M\u00e4nner machen einfach andere Sachen mit Babys. Und ich glaube, f\u00fcr ein Kind, was dann ungef\u00e4hr ein Dreivierteljahr alt ist, ist es genau perfekt, dass dann Mama auch ab und zu einfach einmal nicht da ist. Und ja.<\/p>
P: Das finde ich wirklich eine ganz, ganz gro\u00dfe Qualit\u00e4t f\u00fcr beide, also f\u00fcr das Kind und f\u00fcr den Vater. Ich habe das beim ersten Kind bei mir nicht gemacht, beim zweiten und dritten schon, und ich m\u00f6chte diese Zeit nie mehr missen oder ich habe mich dann gefragt \u201eMein Gott, warum habe ich das nicht schon beim ersten gemacht?\u201c, weil das wirklich etwas ganz, ganz besonderes ist und eine Beziehung zu dem Kind, die wird einfach anders, wenn man eine l\u00e4ngere Zeit mit ihm zusammen ist. Habe ich jetzt so erfahren d\u00fcrfen.<\/p>
S: Ja. Ja, finde ich auch.<\/p>
P: Was mich noch interessieren w\u00fcrde: Du hast gesagt okay, dein Partner bleibt Zuhause \u2013 war das ganz einfach m\u00f6glich vom Arbeitgeber her oder von seinem Job her? Oder gab es da Schwierigkeiten?<\/p>
S: Nein, das war gl\u00fccklicherweise sehr leicht. Also beim ihm zu mindestens. Bei mir \u2013 ich hatte ja schon gesagt, ich bin Lehrerin \u2013 war das leider sehr schwierig. Also weil ja immer das Schuljahr nur im August und im Februar wieder losgeht, musste ich einfach dann schon entscheiden \u201eWann fange ich jetzt wieder an, zu arbeiten?\u201c Deswegen auch der Februar als Februar, der dann jetzt r\u00fcckwirkend gesehen total praktisch f\u00fcr uns ist. Aber am Anfang dachte ich es ist eigentlich schade, dass Lehrerbabys nach Schuljahr geboren werden m\u00fcssen und nicht dann, wenn sie einfach kommen.<\/p>
P: Genau.<\/p>
S: Also das fand ich schon schwierig und dachte irgendwie gerade wenn man irgendwie in einer Schule arbeitet, wo man ja auch darauf angewiesen ist, dass andere Menschen Kinder bekommen, hatte ich gehofft, dass das leichter ist, das zu realisieren, wie man wieder einsteigt. Aber so geht es jetzt auch und so ist es glaube ich f\u00fcr uns perfekt.<\/p>
P: Sch\u00f6n. Mich w\u00fcrde noch interessieren \u2013 und zwar auch wenn der Jonas noch mit vier Monaten recht klein ist \u2013 was macht ihr beide, also du und dein Partner, wenn es verschiedene Ansichten in der Erziehung gibt oder verschiedene Ansichten, wie man das macht oder jenes macht? Wie geht ihr damit um?<\/p>
S: Ja ist nicht ganz leicht. Also wir versuchen vor allen Dingen, daf\u00fcr zu sorgen, dass Jonas das nicht zu doll mitkriegt. Also dass wir uns nicht vor ihm streiten oder so. Und dann setzen wir uns\/ oder wir versuchen, uns abends in Ruhe hinzusetzen und noch einmal zu \u00fcberlegen \u201eWas war denn jetzt eigentlich \u00fcberhaupt gerade das Problem?\u201c Weil h\u00e4ufig waren wir uns gar nicht unbedingt uneinig, sondern wir haben das irgendwie nur ein bisschen aus einer anderen Richtung gesehen. Vielleicht trifft es das am besten. Also und bei manchen Sachen ist es dann auch einfach so, dass wir die dann auch einfach ein bisschen anders machen. Also jetzt nicht grundlegende Dinge nat\u00fcrlich, aber so Kleinigkeiten. Also zum Beispiel ich m\u00f6chte nicht, dass er permanent das Spielzeug aus seinem Laufstall wirft, weil ich keine Lust habe, das immer wieder aufzuheben. Sein Papa findet das ganz lustig. Also lernt er jetzt einfach schon \u201eJa, bei Mama kann ich mir das sparen und bei Papa kann ich das ruhig machen.\u201c<\/p>
P: Genau. Da sind ja Kinder sehr spezialisiert darauf, auszuloten, wo die Grenzen sind bei Mama und bei Papa und sie wissen ganz genau, was sie d\u00fcrfen und was sie nicht d\u00fcrfen. Das ist wirklich so, ja. Genau. Das fand ich noch interessant, weil du sagst \u201eWenn wir verschiedener Meinung sind, dann tun wir das nicht vor dem Jonas, sondern wir halten das so ein bisschen zur\u00fcck und reden dann sp\u00e4ter dar\u00fcber.\u201c<\/p>
S: Ja wir versuchen es nat\u00fcrlich. Es gelingt uns nat\u00fcrlich nicht immer, aber ja.<\/p>
P: Bei was gelingt es am einfach\/ also wann ist es einfacher und wann ist es schwieriger?<\/p>
S: Je entspannter unser Sohn ist, desto entspannter sind wir auch. Also wenn er gerade total am Kreischen und Weinen ist und es passiert dann irgendetwas, wo wir uns nicht einig sind, dann ist es auch immer schwer, dann ruhig zu bleiben, wenn man ohnehin schon total angespannt ist und nicht wei\u00df, was jetzt mit ihm gerade falsch ist.<\/p>
P: Okay. Jetzt in Anbetracht der Zeit \u2013 wir sind schon fast bei 25 Minuten \u2013 w\u00fcrde ich sagen ich stelle dir noch eine letzte Frage. Und zwar w\u00fcrde mich interessieren: Was war so in den letzten Wochen oder in den letzten Tagen das Sch\u00f6nste oder das Lustigste, was du mit dem Jonas erlebt hast?<\/p>
S: Also die sch\u00f6nsten Momente sind schon einfach immer, wenn er einen anl\u00e4chelt oder wenn er neue Dinge entdeckt. Also ihm dabei zuzukucken, wie er neue Sachen entdeckt und sich einfach unglaublich an einem Blatt freut, ist einfach gro\u00dfartig.<\/p>
P: Einfach die Lebensfreude zu sehen.<\/p>
S: Ja. Ja.<\/p>
P: Okay. Das w\u00e4re von meiner Seite alles. Ich m\u00f6chte mich auf jeden Fall bei dir bedanken, dass du dir Zeit genommen hast, deine Erfahrungen aus deinem Familienleben mit uns zu teilen. Ich werde deinen Blog und auch die zwei B\u00fccher, die du erw\u00e4hnt hast, in den Shownotes verlinken, dass die, die es interessiert, sich das gerne anschauen k\u00f6nnen. Und ich w\u00fcnsche dir und Jonas und deinem Partner eine ganz sch\u00f6ne Zeit oben in Hamburg.<\/p>\t\t\t\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/section>\n\t\t\t\t