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Ich lese lieber:<\/p>
Transkript:<\/h2>
PETER: Mein heutiger Interviewgast bei Elternpodcast ist Nina aus Kiel. Hallo Nina! #00:00:06-0#<\/p>
NINA: Hallo! #00:00:08-9#<\/p>
PETER: Erz\u00e4hle uns doch erst mal wer du bist, was du machst und wie viele Kinder du hast #00:00:12-6#<\/p>
NINA: Ja ich bin Nina Strassner, ich bin 35 Jahre alt mittlerweile, und ich habe zwei Kinder, ein Grundschulkind, gerade eingeschult, und ein Kindergartenkind, ein Junge und ein M\u00e4dchen, und ich bin Anw\u00e4ltin von Beruf. #00:00:31-0#<\/p>
PETER: Und da komme ich gleich zu meiner ersten Frage, was hat sich in deinem Leben durch die Kinder ver\u00e4ndert? #00:00:37-2#<\/p>
NINA: Ja, das ist eine ganz sch\u00f6ne Frage, und \u00fcber die habe ich auch schon irgendwie l\u00e4nger mal nachgedacht, weil sich das ja auch alle halbe Jahre \u00e4ndert, was man irgendwie dachte, was sich ver\u00e4ndert h\u00e4tte, und dann ist es doch alles wieder anders. Deswegen bin ich irgendwie zu dem Schluss gekommen, dass ich mir eigentlich nicht mehr so sicher bin, also alles ist irgendwie gleichzeitig entweder sicherer geworden oder unsicherer geworden.<\/p>
Also die Verl\u00e4sslichkeit ist anders, Dinge, auf die ich mich vorher verlassen habe, kann ich mich jetzt nicht mehr verlassen, andersrum Dinge, die ich vorher f\u00fcr nicht so verl\u00e4sslich gehalten habe, sind jetzt irgendwie verl\u00e4sslicher. Also es hat alles tats\u00e4chlich einmal, nicht alles, aber Dinge, die ich nicht erwartet habe, von oben nach unten gedreht und andersrum. #00:01:16-3#<\/p>
PETER: Und wie war das am Anfang, also beim ersten Kind, da ist, glaube ich, der Wechsel noch am krassesten? #00:01:23-7#<\/p>
NINA: Ja, also da bin ich, glaube ich, dem Irrtum erlegen, dem irgendwie viele Eltern irgendwie erliegen, wenn sie auch viel h\u00f6ren, man informiert sich ja vorher, oder man redet so viel mit Freundinnen und pl\u00f6tzlich, wenn man schwanger ist, hat ja jeder mal gleich so einen riesen Haufen Tipps parat auch ungefragt.<\/p>
So jeder sagt dir irgendwie, wie du es machen sollst, oder wie das alles ist. \u201eUnd mach blo\u00df nicht das und trage das Kind nicht herum oder trage es herum und gleich weg woanders schlafen oder so.\u201c Also man macht sich so viele Gedanken \u00fcber so die praktischen Sachen so, da habe ich mir wahnsinnig viele Gedanken gemacht \u00fcber: Ach Gott, was hat das Kind an, und wann ist ihm warm oder kalt, und wo schl\u00e4ft es, und wie lange schl\u00e4ft es, und wie stille ich und so.<\/p>
Und hatte, ja, also wirklich, so die gr\u00f6\u00dfere Perspektive auf mein Leben hatte ich gar nicht so richtig auf dem Schirm, also was sich da \u00fcberhaupt irgendwie was \u00e4ndern k\u00f6nnte, das, dachte irgendwie, das ist es nicht, was sich \u00e4ndert. Sondern ich dachte halt so, ja, gut, habe ich halt weniger Schlaf, so, und liegt halt \u00fcberall Spielzeug herum, so, das dachte ich. Dass ich mich auf Chaos einstellen muss im Leben. Aber nicht, ja, gar nicht so sehr was das irgendwie mit mir selber so macht oder mit uns als Paar.\u00a0\u00a0 #00:02:33-9#<\/p>
PETER: Okay, dann frage ich da mal so ein bisschen nach, was hat es mit dir gemacht? #00:02:38-7#<\/p>
NINA: Ja, es hat eben, so ein bisschen, ja, das Vertrauen in mich schon auf der einen Seite gest\u00e4rkt, auf der anderen Seite aber auch ersch\u00fcttert. Also Dinge von denen ich dachte, ich bin da total gut drin, so dass, ich zum Beispiel h\u00e4tte immer von mir behauptet, dass ich in Krisensituationen total souver\u00e4n bin, das ist ja auch irgendwie so mein Beruf, ne? Also Konflikte zu f\u00fchren, auch f\u00fcr andere zu f\u00fchren, und die manchmal emotional auch zu f\u00fchren, aber auch da immer so eine professionale Distanz wahren zu k\u00f6nnen und so, das hat pl\u00f6tzlich in Konflikten mit Kindern oder sobald auch meine Kinder dann, ja, auch in der Partnerschaft pl\u00f6tzlich, sobald die Kinder eine Rolle gespielt haben, irgendwie nicht mehr funktioniert.<\/p>
Da funktionierte das Sachliche irgendwie nicht mehr, man kann mit Kindern ja auch nicht mehr sachlich diskutieren, da muss man irgendwie so sehr an sein Bauchgef\u00fchl heran. Und das hat mich manchmal schon ganz sch\u00f6n get\u00e4uscht, so dass ich dachte, ja da bin ich total gut darin, und ich werde mich auf viele Dinge total freuen, und ich bin die super Schwimmbadmutter, und ich werde eine riesen Spielplatzmutter, und ich werde Kindergeburtstage total super finden. Also lauter so Pl\u00e4ne irgendwie und hinterher stellte sich heraus, die Art Mutter bin ich \u00fcberhaupt nicht, also das was ich mir vorgenommen habe, komisch, ich bin das gar nicht, und das kann einen schon in eine ganz sch\u00f6ne Krise manchmal mal st\u00fcrzen oder man denkt, man ist wie die eigene Mutter.<\/p>
Weil, das hat ja irgendwie entweder gut oder schlecht geklappt, je nachdem was man so f\u00fcr Vorbilder hat und an denen orientiert man sich und stellt dann irgendwie fest: Moment mal, wo ist denn mein eigener Tritt, also wo ist mein eigenes Modell? Und dieses Finden, ich glaube da bin ich, obwohl die Kinder ja jetzt schon ein bisschen \u00e4lter sind, immer noch dabei, das rauszufinden. #00:04:16-4#<\/p>
PETER: Ja, das glaube ich. Du hast es vorhin schon so bisschen angesprochen, in der Partnerschaft, was hat sich da ver\u00e4ndert? #00:04:28-1#<\/p>
NINA: Ja, ich finde auch, dass sich da bei uns so die Konfliktl\u00f6sungsstrategien so ein bisschen ver\u00e4ndert hatten, also wir hatten ja sonst immer klare Pl\u00e4ne irgendwie, und wenn wir keine Pl\u00e4ne hatten, war das auch Absicht, so. Dann konnten wir so in das Wochenende hineinleben und wenn wir Pl\u00e4ne machen wollten, konnten wir welche machen, und wenn wir einen Konflikt hatten, dann konnten wir uns irgendwie so auf uns verlassen und sagen, ja, wir werden diesen Konflikt schon irgendwie l\u00f6sen, so. Und durch Kommunikation und wenn wir ihn nicht l\u00f6sen k\u00f6nnen, hat man irgendwie diesen ultimativen Ausweg, den man aus fr\u00fcheren, so, ach Gott, dann trennt man sich. Wenn halt ein Konflikt irgendwie unl\u00f6sbar ist.<\/p>
Und dann kommen die Kinder und pl\u00f6tzlich kommt dann so eine Komponente dazu, dass man diese T\u00fcr ist zu oder deutlich geschlossener, und das ist ja auch sch\u00f6n, dass Kinder einen dazu zwingen, dann doch manche Konflikte dann noch mehr miteinander auszuarbeiten, als man es ohne Kinder getan h\u00e4tte.<\/p>
Da h\u00e4tte man vielleicht die T\u00fcr zugemacht, drei Tage lang geschmollt und gesagt, ich lasse dich nicht mehr herein oder bleibe weg, ich will dich nicht mehr. Und Kinder, ja, zwingen einen dann, ja, die holen da nat\u00fcrlich auf der einen Seite Aggressionen heraus, die man vorher an sich nicht kannte, auf der anderen Seite zwingen sie einem auch einen Frieden auf mit dem anderen, dass man sagt, wir m\u00fcssen uns jetzt aber hinsetzen, wir k\u00f6nnen jetzt nicht einfach vier Tage lang sauer und beleidigt sein, weil die Kinder uns auch zusammen haben wollen. Also das hat schon auf der einen Seite geholfen, auf der anderen Seite haben die Kinder nat\u00fcrlich erst zu Konflikten gef\u00fchrt, die wir vorher gar nicht hatten. #00:05:56-6#<\/p>
PETER: Und wie gelingt euch das? Dann quasi wirklich den Frieden zu schlie\u00dfen oder sich wirklich hinzusetzen und die Konflikte zu l\u00f6sen? #00:06:06-2#<\/p>
NINA: Ja, das gelingt uns mal besser, mal schlechter, und je mehr wir irgendwie \/ Wir haben auch erst gestern mal mit Freundinnen dar\u00fcber geredet, wie anders wir eigentlich heute irgendwie tats\u00e4chlich streiten. So, also dass man irgendwie ruhiger bleibt insgesamt oder tats\u00e4chlich dieses Konzept, dieses wir schlafen dann nochmal eine Nacht dar\u00fcber und ich gucke mal, ob ich morgen immer noch so sauer bin und mit Dingen werfen will, oder ob das morgen besser wird und das, ja, so eine gewisse Ruhe.<\/p>
Manchmal ist es vielleicht auch einfach Ersch\u00f6pfung, dass man gar keine Kraft mehr hat mit dem Partner jetzt zu streiten, weil man schon den ganzen Tag mit den Kindern in irgendeiner Form im Supermarkt gek\u00e4mpft hat. Dass man sagt \u201each, wei\u00dft du was, lass einfach da irgendwie mal morgen reden\u201c, und man nicht mehr so schnell aus einer M\u00fccken einen Elefanten macht, der vorher ein riesen Drama gewesen w\u00e4re ohne Kinder, also das hilft dann schon irgendwie manchmal sogar. #00:06:53-0#<\/p>
PETER: Das finde ich spannend, weil vielen Eltern gelingt das eben nicht, dieses, das mal stehen zu lassen und erst am n\u00e4chsten Tag oder vielleicht am Nachmittag oder am Abend zu l\u00f6sen, sondern das Emotionale ist so stark, dass viele Eltern da eben weitermachen, weitermachen. #00:07:00-5#<\/p>
NINA: Ja. #00:07:00-8#<\/p>
PETER: Und dann erst recht zu keiner L\u00f6sung kommen. Hast du da irgendwie einen Tipp? Also au\u00dfer der M\u00fcdigkeit, au\u00dfer wenn man so m\u00fcde ist? Wie gelingt dir das, das Emotionale einfach mal so stehen zu lassen? #00:07:24-3#<\/p>
NINA: Ja, mir gelingt es deutlich schlechter als meinem Mann. Also das ist nat\u00fcrlich auch immer ein bisschen eine Charakterfrage, also ich bin immer jemand, der mit Emotionen immer meint Verst\u00e4ndnis zu bekommen, und je mehr ich erkl\u00e4re, und je mehr ich rede, desto mehr muss doch auf der Gegenseite daf\u00fcr Verst\u00e4ndnis aufkommen, weil, jetzt habe ich ja schon eine Stunde lang erkl\u00e4rt, wie es mir geht. Ist vielleicht auch ein weibliches Verhalten, wei\u00df ich gar nicht, gibt es aber bei anderen wahrscheinlich auch, und mein Mann ist der dann, so, ja, lasse es mal sacken, oder sagt, ich will mich jetzt gerade einfach\/ Der entzieht sich dann auch manchmal dieser Oberemotion und, gut, dann sind wir beide Juristen, dann kommt da auch noch manchmal so eine \/ Ja, vielleicht weil wir auch den ganzen Tag irgendwie mit Problemen anderer irgendwie zu tun haben, dass man dann manchmal sagt: \u201eWei\u00dft du was, jetzt machen wir irgendwie einfach eine Pause.\u201c<\/p>
Also ich glaube tats\u00e4chlich, mal kurz hinausgehen, um den Block laufen, ist, glaube ich, immer schon eine gute L\u00f6sung gewesen oder wirklich \/ Die Oma meines Mannes sagte das damals an unserer Hochzeit: \u201eVersucht euch doch mal abends die Hand zu geben bevor ihr einschlaft.\u201c Das haben wir noch nie geschafft, da sind wir ganz ehrlich, das ist immer so ein: ich schaffe das nicht, also ich m\u00f6chte mich umdrehen, beleidigt und sauer sein und so. Und das hat aber mein Mann irgendwann gelernt, dass das nicht Ablehnung bedeutet, sondern dass ich aus meiner Wuth\u00f6hle irgendwie erst mal selber herauskommen muss.<\/p>
Also, dass man irgendwie mal guckt, wie streitet eigentlich der andere, das muss also nicht unbedingt immer die Ablehnung sein, sondern vielleicht einfach die Art und Weise, wie der andere damit umgeht. Also so ist es jedenfalls bei uns, ich wei\u00df gar nicht, ob das bei allen Paaren passt, aber das hat mir geholfen, mal zu gucken, wie ist der eigentlich, und das meint er vielleicht gar nicht so gegen mich. #00:09:00-9#<\/p>
PETER: Das ist eine sch\u00f6ne, eine gute, eine sch\u00f6ne Strategie. #00:09:05-4#<\/p>
NINA: Ja! Ja, wenn sie denn immer mal so klappen w\u00fcrde. Also manchmal br\u00fcllen wir auch einfach, und wenn wir nicht mehr br\u00fcllen k\u00f6nnen, fallen wir einfach um. ( beide lachen) #00:09:17-8#<\/p>
PETER: Alles klar. Wie ist bei euch die Rollenaufteilung? Also wer macht was, bist du ganz zu Hause oder arbeitest du, oder teilt ihr euch das, die Elternaufgaben, wie macht ihr das? #00:09:28-2#<\/p>
NINA: Ja, das hat sich auch lustiger Weise von Kind zu Kind und von Plan zu Plan ge\u00e4ndert, ich hatte da v\u00f6llig andere Vorstellungen bevor ich schwanger war. Da dachte ich so, ja, ja, das ist alles ja \u00fcberhaupt gar kein Problem, und wir machen einfach ganz normal weiter mit dem Beruf, wir sind ja auch beide dann in einem B\u00fcro. Und dann war ich schwanger und dann dachte: Oh nein, ich will ja dann immer f\u00fcr das Baby da sein und ach nein, dann doch wieder nicht, und nach der Geburt wollte ich nie wieder weg von dem Kind.<\/p>
Habe gesagt, nein, es wird mich f\u00fcr immer brauchen, und ich muss f\u00fcr immer bei diesem Kind sein. Und nach einem halben Jahr h\u00e4tte ich Leuten Geld daf\u00fcr gezahlt, dass sie mich irgendwie mal kurz irgendwo arbeiten lassen und ich, bitte, irgendwie nur mal eine halbe Stunde, niemanden an meiner Wade irgendwie h\u00e4ngen habe.<\/p>
Deswegen muss man da auch echt \/ das hat sich tats\u00e4chlich immer wieder gedreht und momentan ist es so, dass wir durch dieses, ich brauche \/ viel gearbeitet im letzten halben Jahr, ich habe auch ein Buch geschrieben, das ging dann alles irgendwie doppelt und dadurch ist das deutlich gleichberechtigter geworden. Also ohne, dass wir jemals dachten, ein Gleichberechtigungsproblem zu haben, aber mittlerweile, mein Mann hat dadurch zwangsweise deutlich mehr auch noch zu Hause gemacht.<\/p>
Aber wir haben schon ganz sch\u00f6n klassisch angefangen, also ich habe komplett auf null zur\u00fcckgefahren und mein Mann war der Erwerbst\u00e4tige. Und das, ja, hat sich dann \u00fcber die Zeit aufgel\u00f6st, sobald das mal irgendwie ging mit den Kindern. #00:10:50-4#<\/p>
PETER: Und wie hat damals das Umfeld reagiert? Auf die Situation, dass du dann ganz zu Hause geblieben bist, und dein Mann ganz gearbeitet hat? #00:10:58-3#<\/p>
NINA: Ja, interessanterweise war das, das was jeder erwartet hat. Also da habe ich weniger Gegenwind bekommen, als in dem Moment als es so war, dass mein Mann mal zu Hause geblieben ist. Der hat das n\u00e4mlich dann auch mal gemacht. Beim zweiten Kind habe ich gesagt, das mache ich nicht noch mal. Ja, es liegt dann gar nicht so sehr, glaube ich, an der \/ Ja, die eigene Zufriedenheit ist es dann, und dann wurde ich irgendwie fies und unausgeglichen, und dann ist man auch den Kindern gegen\u00fcber nicht mehr nett und merkt irgendwie: \u201eMensch, das sind gar nicht die Kinder, das bin eigentlich in Wirklichkeit ich.\u201c Und ehrlich gesagt, waren die Reaktionen, als ich beim ersten Kind den ganzen Tag das Kind herumgeschoben habe und mich mit dem Kind besch\u00e4ftigt habe, ausnahmslos positiv, und es hat auch niemanden gro\u00dfartig \u00fcberrascht oder hat es kritisiert oder so. Erst als sich das drehte, und ich irgendwie gesagt habe, nein, also oder, ja, dann beruflich mehr gemacht habe, habe ich immer irgendwie die Frage bekommen: \u201eJa, und was ist dann mit den Kindern?\u201c<\/p>
So als w\u00fcrden wir die dann irgendwie im Keller einsperren oder so und an den Futterautomaten h\u00e4ngen und keiner w\u00fcrde jetzt mehr aufpassen, nur weil ich jetzt beruflich wieder voll einsteige. Also da waren die Reaktionen, ja, deutlicher und auch meinungsst\u00e4rker vom Umfeld. Also das war irgendwie, passte irgendwie immer noch nicht so richtig in den Plan, obwohl wir ja nun schon sehr konservative Berufe haben, und ich auch vorher viel gearbeitet habe, also das ist merkw\u00fcrdig gewesen, das hat mich auch sehr \u00fcberrascht damals. #00:12:28-5#<\/p>
PETER: Und wie seid ihr damit umgegangen? #00:12:31-3#<\/p>
NINA: Ja, uns war es irgendwie immer wichtig, dass unser Plan f\u00fcr uns passt, also dass da wir dahinterstehen k\u00f6nnen, aber es war schon so, dass wir das nur durch Kommunikation miteinander irgendwie l\u00f6sen konnten, dass ich irgendwie auch sagen konnte: \u201eMensch, wieso? Ich habe das Gef\u00fchl, ich werde f\u00fcr eine schlechte Mutter gehalten, egal was ich mache.\u201c Also wenn ich wenig arbeite, dann war es nicht richtig, wenn ich viel gearbeitet habe, war es nicht richtig.<\/p>
Irgendjemand hatte pl\u00f6tzlich eine Meinung und dann haben wir irgendwie daraus gelernt, dass wir es eigentlich niemandem recht machen k\u00f6nnen, und das auch nicht der Witz ist, sondern, dass wir es miteinander hinbekommen m\u00fcssen und miteinander den Weg finden m\u00fcssen. Das ist n\u00e4mlich schon schwer genug. Und wenn man es dann noch macht, wie die eigene Mutter, die Schwiegermutter, die Schwester, die Freundin, die Nachbarin das richtig findet, dann klappt es halt gar nicht mehr. Also da helfen Kinder auch so ein bisschen so zu sich selber zu finden. So ein bisschen: \u201eWer bin ich eigentlich, und welche Art Eltern wollen wir eigentlich sein?\u201c #00:13:32-4#<\/p>
PETER: Spannend. #00:13:33-5#<\/p>
NINA: Mhm (bejahend). #00:13:35-7#<\/p>
PETER: Was war so im Nachhinein so die gr\u00f6\u00dfte Herausforderung f\u00fcr dich? #00:13:39-2#<\/p>
NINA: Ja, es waren eigentlich zwei Sachen, also einmal mir selber, meinem Bauchgef\u00fchl wieder ein bisschen mehr zu vertrauen, nachdem das alles irgendwie durchgesch\u00fcttelt war, n\u00e4mlich dass es schon irgendwie, es wird schon gut werden, so, also dass, mir auch als Mutter zu vertrauen.<\/p>
Ich hatte ja gelernt mir beruflich zu vertrauen, ich hatte meine Qualifikationen, ich hatte meine Berufserfahrung, und das irgendwie auch als Mutter, man kommt ja auch nicht so auf die Welt, dass man sagt: \u201eIch wei\u00df jetzt, wie das funktioniert.\u201c Und die Qualifikationen musste ich auch erst mal sammeln und auch da ein paar Mal fallen und stolpern.<\/p>
Dass ich da wieder das Selbstbewusstsein bekomme, das war schon eine ziemliche Herausforderung und dann aber auch pl\u00f6tzlich auch im Umfeld so als Mutter auch so wahrgenommen zu werden und weniger als das, was ich eigentlich gelernt habe. Also das habe ich so schon auch empfunden, dass ich irgendwie pl\u00f6tzlich nicht mehr Anw\u00e4ltin war und ich war gerne oder Juristin, und ich habe da gerne in dem Beruf gearbeitet und mache das bis heute immer noch sehr, sehr gerne.<\/p>
Aber ja, die Themen drehten sich eigentlich, wenn man mit mir sprach, viel um die Mutterschaft und die Kinder, und was sie essen, ob sie schlafen oder wie auch immer, und mein Mann stand daneben in derselben Kanzlei und den haben sie gefragt, wie es beruflich l\u00e4uft. Egal wieviel ich gearbeitet habe nebenher oder nicht, und da Balance wiederzufinden irgendwie. Und das hat mich pers\u00f6nlich schon ziemlich gefuchst und auch herausgefordert. \u201eWer bin ich jetzt eigentlich, und wer will ich sein?\u201c #00:15:14-4#<\/p>
PETER: Und wie hast du das jetzt, sage ich einfach mal, konkret gemacht, diese Balance zu finden? #00:15:20-1#<\/p>
NINA: Also du meinst? #00:15:24-9#<\/p>
PETER: Ganz praktisch. #00:15:27-8#<\/p>
NINA: Ich habe tats\u00e4chlich, wenn wir auf den Punkt, mit diesem: Mensch, ich m\u00f6chte eigentlich nicht nur als Mutter \u2013 oder nicht nur \u2013, sondern das ist ja gar nicht weniger so, aber ich m\u00f6chte diesen anderen Aspekt irgendwie von mir auch leben. Da habe ich bei mir selber angefangen.<\/p>
Mir ist n\u00e4mlich aufgefallen, dass ich in den Gruppen, in denen ich dann auch unterwegs war, ob es jetzt beim Kinderschwimmen oder bei der Krabbelgruppe oder bei diesen Sachen auf dem Spielplatz, wenn man halt irgendwo war auch unter M\u00fcttern oder Eltern, ich habe ja selber nicht gefragt. Ich habe die auch immer nicht gefragt, was sie eigentlich vor den Kindern gemacht haben, oder ob sie noch berufst\u00e4tig sind. Weil ich auch manchmal die Sorge hatte, dass das irgendwie vielleicht so wahrgenommen werden k\u00f6nnte von wegen: \u201eWarum ist denn das nicht ausreichend?\u201c oder so \u201eUnd was machst du sonst noch?\u201c Als w\u00e4re das nicht genug, Mutter zu sein, so will man ja auch nicht r\u00fcberkommen.<\/p>
Aber habe immer irgendwie ein bisschen versucht so die Themen auch mal so ein bisschen selber wegzulenken von: \u201eNa, schl\u00e4ft dein Kind gut?\u201c und \u201eNa, was esst ihr so?\u201c sondern zu, ja: \u201eWas sind deine Interessen?\u201c \u201eWie habt ihr euch kennengelernt?\u201c Manchmal auch bei Paaren und so kommt man dann ganz schnell, wenn man so von der Zeit vor den Kindern auch da mal Fragen dazu stellt, kommt man schnell dahin. \u201eJa, ach, ich habe in einer Werbeagentur gearbeitet.\u201c \u201eAch!\u201c und pl\u00f6tzlich hat man eine Konversation, die sich pl\u00f6tzlich wieder mit einem Leben au\u00dferhalb dieses Kosmos herum befindet. Und das musste ich irgendwie selber machen, und das hat gut funktioniert. #00:16:56-9#<\/p>
PETER: Also geht es praktisch um so einen Perspektivenwechsel? #00:17:00-4#<\/p>
NINA: Ja, vielleicht. Ja, kann man sch\u00f6n so sagen, ohne dass man da werten will, aber so, Mensch, wenn ich irgendwie m\u00f6chte, dass andere mich auch so wahrnehmen, dann muss ich ja auch selber die Basis f\u00fcr diese Themen schaffen, und den anderen Gelegenheit geben, mich auch danach zu fragen. Weil die dieselben Zweifel haben und irgendwie auch nicht immer fragen: \u201eUnd wann arbeitest du wieder?\u201c oder so, als w\u00e4re das eine Erwartung.<\/p>
Das will irgendwie auch keiner, sich so pr\u00e4sentieren, als w\u00e4re das die Erwartung oder \u201eWas? Du arbeitest noch nicht?\u201c oder \u201eWas? Du bist nur Mutter?\u201c oder \u201eWas? Du arbeitest ja viel zu viel!\u201c Da sind ja M\u00fctter total hin- und hergerissen. M\u00e4nner kennen das untereinander eigentlich gar nicht so das Problem. #00:17:41-8#<\/p>
PETER: Genau, interessant! Was mich noch interessieren w\u00fcrde, ist, ihr habt ja zwei Kinder und da gibt es ja immer wieder, sage ich jetzt einmal, Meinungsunterschiede in Erziehungsfragen. Oder verschiedene Ansichten, wie geht ihr damit um? #00:18:00-0#<\/p>
NINA: Ja, ich habe sogar noch meine eigenen Eltern in meinem Kopf, die irgendwie, so dass ich das Gef\u00fchl habe, wenn die sich irgendwie wirklich mal gefetzt haben, dann ging es irgendwie immer nur um die Kinder: \u201eDu bist mir in den R\u00fccken gefallen vor den Kindern!\u201c sozusagen, genau. (lacht) Streit, an den kann ich mich schon bei meinen Eltern erinnern, und wenn meine Eltern heute mitbekommen, dass wir uns streiten, und ich sage irgendwie dasselbe \u201eDu bist mir vor den Kindern in den R\u00fccken gefallen!\u201c, dann l\u00e4cheln die sich irgendwie an und sagen: \u201eOh Mann, es ist in jeder Generation das gleiche.\u201c<\/p>
Und irgendwie hat das immer schon beruhigt, dass ich das von meinen Eltern schon kannte, und dachte, Mensch, es scheint also eine normale Situation zu sein. Und mir hilft eben auch tats\u00e4chlich wieder einmal eine berufliche Perspektive. Ich bin das beruflich gew\u00f6hnt, dass Menschen aus demselben Sachverhalt, also nehmen wir mal was ganz Banales wie einen Autounfall, v\u00f6llig verschiedene Perspektiven haben. Die waren einfach nur in den zwei verschiedenen Autos unterwegs, aber an der exakt selben Stelle, sonst w\u00e4ren sie ja nicht aufeinander draufgefahren, und sie erz\u00e4hlen v\u00f6llig unterschiedliche Wahrnehmungen und Unfallherg\u00e4nge. Und sie sind v\u00f6llig davon \u00fcberzeugt, dass das richtig ist, so. Und da allein, das schon mal zu akzeptieren, dass das aber nicht die absolute Wahrheit sein kann, das allein hilft schon.<\/p>
Und, ja, so richtig ganz fiese Sachen hatten wir da irgendwie noch nicht, so ganz, da waren wir uns mega, mega uneinig und meistens hat sich das dann, ja, wenn wir dar\u00fcber geredet haben, warum der andere das eigentlich so machen w\u00fcrde, dann hat man oft die Punkte gefunden: \u201eAch so, weil du vielleicht als Kind das und das doof fandest\u201c oder \u201eWeil du da mal eine gute Erfahrung gemacht hast oder da mal eine schlechte Erfahrung gemacht hast.\u201c<\/p>
Wenn man verstehen kann, warum der andere etwas bei dem eigenen Kind m\u00f6chte, durchsetzen m\u00f6chte oder so machen m\u00f6chte oder nicht, dann f\u00e4llt es leichter, pl\u00f6tzlich einen ganz kreativen Kompromiss zu finden oder tats\u00e4chlich vielleicht auch die eigene Position aufzugeben und zu sagen: \u201eAch ja, stimmt so habe ich das eigentlich noch gar nicht gesehen. Ja, ist vielleicht auch gar nicht so wild. Ja, gut, soll er halt Kickboxen machen, auch wenn ich finde, dass das eine gewaltt\u00e4tige Sportart ist.\u201c<\/p>
Also nehmen wir irgendwie mal so ein banales Beispiel. Weil er dann sagt: \u201eMensch, ja.\u201c Wenn man sich tats\u00e4chlich wie du vorher schon ganz sch\u00f6n sagtest, eben dieser Perspektivwechsel, der ist immer unheimlich hilfreich, also bei uns jedenfalls. #00:20:23-7#<\/p>
PETER: Und wie macht ihr das konkret in der Situation selber? Also das, was du jetzt erz\u00e4hlt hast, das ist wie so die Reflexion hinterher, oder? #00:20:30-4#<\/p>
NINA: Ja, also in der Situation schreien wir uns an, wie alle anderen. #00:20:34-3#<\/p>
PETER: (lacht) Okay. #00:20:34-5#<\/p>
NINA: Da schreien wir uns an und p\u00f6beln uns an und gehen irgendwie auch hinaus und sagen, \u201eAch, das ist immer typisch, immer dasselbe mit dir\u201c, also so diese typischen Sachen die Paare irgendwie halt so machen, besch\u00e4ftigen uns jeder irgendwie alle dann naturgem\u00e4\u00df wieder irgendwas. Oder ein Kind hat in der Situation was gewollt, oder es musste irgendetwas anderes, das Telefon hat geklingelt, oder irgendetwas ist, und oftmals l\u00e4sst sich das dann nach zwanzig Minuten oder ein, zwei, drei Tage sp\u00e4ter wieder deutlich besser besprechen, oder die Situation hat sich irgendwie von selbst gel\u00f6st und es ist pl\u00f6tzlich gar kein Problem mehr. #00:21:04-9#<\/p>
PETER: Okay. Gab es bei euch eine Situation oder mehrere Situationen, wo ihr euch gefragt habt: Ist es bei anderen auch so? Oder ist es nur bei uns so? #00:21:17-2#<\/p>
NINA: Das frage ich mich t\u00e4glich, also st\u00fcndlich zum Teil, je nachdem. Also witziger Weise fragt man sich das ja nie in den sch\u00f6nen Situationen und in den friedlichen Situationen, weil da klopft man sich ja selbst auf die Schulter und sagt: \u201eWas sind wir f\u00fcr gro\u00dfartige Eltern, und guck mal wie s\u00fc\u00df die sind, und wie lieb sie sind!\u201c, und wenn die Kinder sich toll benommen haben, und der Urlaub ist wundersch\u00f6n, aber gerade immer in dem Augenblick, in dem irgendetwas aus dem Ruder l\u00e4uft, kommt diese riesen Unsicherheit, und da mit Kindern st\u00e4ndig eigentlich irgendetwas unerwartet ist, frage ich mich das quasi t\u00e4glich, ob das bei den anderen eigentlich auch so ist. Und es ist wahnsinnig befriedigend und beruhigend, wenn so eine Komplizenschaft unter Eltern, wenn das entsteht, also wenn man in Gruppen, vielleicht auch von Menschen, die man gar nicht kennt, wenn die so ehrlich irgendwie dazu stehen, wie sie irgendwie mit dem schreienden Kind auf dem Parkplatz oder an der Supermarktkasse oder irgendwie sowas, wie sie da eigentlich in dem Augenblick \u00fcberhaupt gar nicht wussten, was sie jetzt machen sollen, oder da auch falsch reagiert haben.<\/p>
Also Mut zu diesen Eltern-Fails tut total gut, weil, wenn man das im Internet so liest, dann schreibt jemand im Internet in einem Forum eine Frage: \u201eWie w\u00fcrdet ihr, die und die Situation gab es, wie w\u00fcrdet ihr die l\u00f6sen oder ich br\u00e4uchte hier mal Hilfe.\u201c, dann wird derjenige oft total auseinandergenommen, dass er \u00fcberhaupt in diese Situation geraten ist, anstatt dass ihm wirklich Hilfe angeboten wird.<\/p>
So von wegen: \u201eJa, selber schuld, wenn man schon so und so mit einem m\u00fcden Kind so und so schon irgendwo hingeht.\u201c Also da sind Eltern, finde ich, extrem heftig untereinander, dieses Urteilen \u00fcbereinander und nichts tut so gut, wie das Gef\u00fchl, wenn Eltern irgendwie zugeben, dass sie eben irgendwo auch mal v\u00f6llig falsch lagen und andere daran irgendwie teilhaben lassen an ihrer \u00dcberforderung oder auch an ihrem falschen Urteil.<\/p>
Das habe ich am Anfang schon gesagt, dass ich mir eigentlich bei nichts mehr sicher bin, was ich mache und dass ich die Sicherheit entwickeln muss, dass das irgendwie auch okay ist, nicht mehr sicher zu sein. #00:23:28-3#<\/p>
PETER: Also, ich habe das selber sehr entlastend empfunden, in dem Augenblick, also wenn andere auch erz\u00e4hlt haben: \u201eOh, bei uns ist das nicht so gut oder jenes nicht so gut.\u201c (Dachte ich), oh ja, bei uns auch. Ist super, wir sind nicht so ganz schr\u00e4g. (lacht) #00:23:45-2#<\/p>
NINA: Ja, total, total! Und dass auch andere ja auch schon zwanzig Sachen ausprobiert haben, und nur weil das bei dem einen funktioniert, hei\u00dft das noch lange nicht, dass es bei uns zu Hause funktioniert. Aber allein dieser Austausch hilft halt immens. Also gerade, wenn man dann so Eltern trifft, wo man denkt: \u201eMensch, ihr habt aber gut erzogene Kinder, und die haben auch immer saubere H\u00e4nde, und die sind immer so adrett angezogen, und die werfen im Restaurant auch gar nicht mit Essen, und die schreien auch nicht die ganze Zeit. Wie macht ihr das denn?\u201c<\/p>
Wenn die dann irgendwie so ganz banal \/ habe ich einmal eine Mutter irgendwie getroffen, die gesagt hat: \u201eJa, wir haben die im Auto mit S\u00fc\u00dfigkeiten bestochen und haben gesagt, wenn sie sich hier ganz, ganz mega toll benehmen, d\u00fcrfen sie heute Abend alles an S\u00fc\u00dfigkeiten ich sich reinfuttern.\u201c Und das fand ich so erfrischend! Das war so: \u201eAh, du hast sie mit S\u00fc\u00dfigkeiten bestochen!\u201c Das war so, so nett, und das sagte sie irgendwie so mit so einem Augenzwinkern, und das hat unheimlich gutgetan, dass sie halt nichts \u00dcberhebliches gesagt hat, wie: \u201eJa, also Erziehung ist einfach eigentlich einfach eine Frage der Einstellung.\u201c Wo man denkt: Hilft mir halt \u00fcberhaupt nicht weiter, weil ich die eigentlich habe, die gute Einstellung. #00:24:55-0#<\/p>
PETER: Du hast am Anfang erz\u00e4hlt, dass du dich, bevor das erste Kind auf die Welt kam, informiert hast, und gab es da vorher oder auch w\u00e4hrend, also als die Kinder schon da waren, ein Buch oder ein H\u00f6rbuch, was dir geholfen hat in manchen Situationen? #00:25:10-8#<\/p>
NINA: Mhm (bejahend). Also, vorher habe ich irgendwie ja ganz viele, glaube ich, so Standardb\u00fccher, die so alle M\u00fctter lesen. Also eher so, was muss ich alles anschaffen, so, und ich habe auch ganz viel gegoogelt und so, was ich alles kaufen muss und so. Das hat also nur bedingt geholfen, weil 80 Prozent von den Sachen braucht man ja eigentlich \u00fcberhaupt nicht, wei\u00df man aber vorher auch nicht.<\/p>
Mir hat eigentlich erst sp\u00e4ter, das ist tats\u00e4chlich auch eine Kieler Autorin, die hier auch so Seminare macht, dieses Buch habe ich mir mal gekauft und das war sch\u00f6n, das hie\u00df \u201eVon der Kraft liebevoll zu erziehen und dabei gute Laune zu bewahren\u201c, oder irgendwie sowas. Das habe ich da mal liegen sehen und dieser Satz: \u201eund dabei gute Laune zu bewahren\u201c, das hat mich angesprochen, weil Erziehung f\u00fcr mich immer irgendwie so viel mit schlechter Laune irgendwie zusammenhing im Kopf, und ich so: \u201eAch echt, man kann gute Laune haben und erziehen?\u201c Sch\u00f6n, ich habe eigentlich voll oft schlechte Laune. #00:26:01-5#<\/p>
PETER: (unv.) #00:26:03-4#<\/p>
NINA: Ehrlich? Sodass man, man hat ja viele M\u00fctter, ich ja auch, haben ja auch oft so das Gef\u00fchl, da irgendwie so eine motzende \u00c4tzmutter zu sein irgendwie, und die anderen M\u00fctter sind immer so nett und nur man selbst ist irgendwie fies zu den Kindern. Dieser Satz hat mich damals total angesprochen, und das Buch war sch\u00f6n, die hat so ein paar wirkliche Situationen auch aufgef\u00fchrt, und wie sie damit umgegangen ist und jetzt in j\u00fcngster Zeit \u201eDas gew\u00fcnschteste Wunschkind\u201c von Katja Seide. Das geht auch ganz, ganz toll in diese Richtung, die auch so ganz so Situationen beschreibt in einer coolen Sprache, die so alle Eltern kennen, wie man auch so aus einer Sackgasse wieder herauskommen kann, in die man sich mit Kindern so hineinman\u00f6vriert hat. So pl\u00f6tzlich. Also die beiden B\u00fccher haben tats\u00e4chlich, jetzt bezogen auf Kinder, mir wirklich \/ ja, das hat gut getan die zu lesen. #00:27:00-4#<\/p>
PETER: Okay. Du hast auch einen Blog. #00:27:03-2#<\/p>
NINA: Ja. #00:27:05-1#<\/p>
PETER: Erz\u00e4hlst du uns was in zwei, drei S\u00e4tzen. Um was geht es da, wie ist es dazu gekommen? #00:27:10-8#<\/p>
NINA: Mhm (bejahend). Der Blog hei\u00dft \u201eJuramama.de\u201c, ich habe, meine Tochter war da gerade eineinhalb, zwei, und ich hatte so die Kapazit\u00e4t wieder, ich habe auch im B\u00fcro wieder viel gearbeitet zu der Zeit, und ich habe immer schon gerne geschrieben, und dachte so, Mensch, eigentlich gibt es noch keinen \/ Es gibt im Internet ganz, ganz viele Fragen zu so rechtlichen Themen, aber die werden immer irgendwie, ja, so ernst irgendwie beantwortet, oder irgendwie gefiel mir das alles nicht, und da dachte ich, ich mache das einfach selber.<\/p>
Und habe so Alltagssituationen, die Eltern haben, die rechtliche Relevanz haben, also wie ist das eigentlich, wenn die Kinder den \u00dcberraschungseierturm umrennen oder was ist, wenn, ja, wie k\u00f6nnen wir irgendwie auch Geschenke irgendwie wieder zur\u00fcckgeben, so fing das an. Und der wurde dann sehr schnell sehr viel gelesen, weil das auch lustig geschrieben war, und irgendwann bekam er dann auch so eine gesellschaftspolitische Tendenz, weil ich mich dann mehr mit gr\u00f6\u00dferen Themen auseinandergesetzt habe, wie dem Hebammenmangel und den Situationen in den Kliniken.<\/p>
Und auch viel, ich bin Fachanw\u00e4ltin Arbeitsrecht, also dann auch tats\u00e4chlich meine Leser da hinter die Kulissen blicken lassen, wie das eigentlich wirklich vor Gericht zum Teil l\u00e4uft, und dass sie manchmal mit ihrem Eindruck gar nicht so falsch liegen, dass die Kinder auch beruflich ganz oft ein Hemmschuh sein k\u00f6nnen, und dass das gar nicht irgendwie an ihnen liegt, so wirklich. Und das hat vielen Eltern und auch vor allem M\u00fcttern, Mut gemacht, sich nicht so alleine zu f\u00fchlen, und dadurch wurde der Blog dann tats\u00e4chlich immer erfolgreicher und irgendwann wurde da das Buch daraus. (lacht) #00:28:48-0#<\/p>
PETER: Sehr sch\u00f6n, sehr sch\u00f6n. Ich finde ihn sehr spannend geschrieben. #00:28:52-8#<\/p>
NINA: Sch\u00f6n, das freut mich #00:28:56-1#<\/p>
PETER: So bin ich auch an dich herangekommen, weil mir der Blog gefallen hat. #00:28:58-3#<\/p>
NINA: Sch\u00f6n, das freut mich #00:29:00-3#<\/p>
PETER: Und ich werde nat\u00fcrlich die B\u00fccher und auch deinen Blog in den Shownotes verlinken. Was noch als letzte Frage, was mich noch interessieren w\u00fcrde, was sollten deiner Meinung nach werdende Eltern unbedingt wissen? #00:29:13-1#<\/p>
NINA: Ja, das ist es immer, ich fand das damals so schwierig, wenn alle immer mich an ihrem Wissen irgendwie teilhaben lassen. Also tats\u00e4chlich, da w\u00fcrde ich gerne eher beruflich sprechen, und weil ich das selber so n\u00e4mlich auch nicht gemacht habe. Sie sollten wissen, dass klare Kommunikation, was man eigentlich nicht nur im Kleinen, im Familienleben, sondern was man gro\u00df, also wenn man im Beruf ist und irgendwie denkt, ich will da wahrscheinlich auch wieder zur\u00fcck, oder ich m\u00f6chte da wieder zur\u00fcck, immer da mit dem Partner im Gespr\u00e4ch zu bleiben, wie die Aufteilung sein soll.<\/p>
Man ist schwanger, man freut sich so sehr auf dieses Baby und man m\u00f6chte so unbedingt diese Mutterrolle und vergisst dann aber ganz schnell diesen anderen Teil der Pers\u00f6nlichkeit, der nicht Mutter ist und denkt, weil die Hormone das vielleicht auch machen, dass man sich dann da erstmal so reinst\u00fcrzt, dass man aber auch noch ein anderer, eine Pers\u00f6nlichkeit ist, die jetzt nicht nur mit Kindern zu tun hat oder mit den Kindern selber zu tun hat, dass man da Pl\u00e4ne fr\u00fchzeitig macht.<\/p>
Also das h\u00e4tte ich mir selbst \/ da h\u00e4tte ich gerne mehr Druck gehabt in der Richtung, dass wir uns da klarer positionieren in den M\u00f6glichkeiten, die wir damals hatten, oder was wir damals \u00fcbersehen haben. Da haben wir \u00fcberhaupt nicht dar\u00fcber, nein, \u00fcberhaupt nicht gut dar\u00fcber gesprochen damals, und das hat dann sp\u00e4ter, ja, auch zu Konflikten gef\u00fchrt. Also das w\u00fcrde ich Eltern heute mitgeben so: \u201eKl\u00e4rt das fr\u00fch ab, wie ihr euch das Familienleben aufteilen m\u00f6chtet, wie ihr das mit den Kindern machen m\u00f6chtet. Und wenn ihr das ganz klassisch konservativ machen wollt, und das eure \u00dcberzeugung ist, dann lasst euch da nicht davon abbringen, dann ist das toll und sch\u00f6n und h\u00f6rt nicht auf die anderen. Wenn ihr es anders machen wollt, dann findet euren Weg, und wenn du zwei Wochen nach der Geburt wieder arbeiten gehen m\u00f6chtest oder berufst\u00e4tig sein m\u00f6chtest, dann mache das und h\u00f6re nicht auf die anderen.\u201c So, das ist das Wichtigste so selber seinen Weg von Anfang an zu finden. #00:31:16-8#<\/p>
PETER: Okay das ist eine sch\u00f6ne und klare Ansage an alle Eltern, finde ich sehr sch\u00f6n. (lacht) Kann ich nur bef\u00fcrworten. #00:31:25-5#<\/p>
NINA: W\u00fcrdest du das auch so sehen als Profi?\u00a0\u00a0 #00:31:28-2#<\/p>
PETER: W\u00fcrde ich auch so sehen, ja, als Profi, als Profipapa. #00:31:29-3#<\/p>
(lachen)<\/p>
NINA: (unv.) #00:31:30-6#<\/p>
PETER: Was wie? #00:01:33-2# #00:31:34-9#<\/p>
NINA: Du bist ja woanders Profi, ich h\u00e4tte jetzt ja hundertmal sagen k\u00f6nnen, \u201eja, und ist das richtig oder bin ich hier v\u00f6llig auf dem falschen Weg?\u201c Du bist ja Profi! So in Erziehungs- und Eltern- und Paarsachen und sowas, dass ich mir denke: Oh Gott, der Typ denkt sich bestimmt die ganze Zeit: \u201eOh Gott, das wird nichts mit den Stra\u00dfners\u201c. (lacht) #00:31:53-2#<\/p>
PETER: Nein, \u00fcberhaupt nicht, \u00fcberhaupt nicht. Ich finde gerade eben diese andere Seite viel spannender, also was Eltern erz\u00e4hlen und nicht, was die Profis so erz\u00e4hlen. Weil die Eltern sprechen aus dem Leben, aus ihren Erfahrungen, und es gibt eben nicht die Familie und es gibt nicht die Eltern, oder das Kind. Es ist immer sehr individuell und das muss man sich immer vor Augen halten, eben bei anderen ist es auch so. #00:32:15-9#<\/p>
NINA: Ja, auch halt bei anderen ist es auch so anders. #00:32:19-6#<\/p>
PETER: Genau, oder so, das ist noch besser. #00:32:24-5#<\/p>
NINA: Ja, es ist so bei den anderen ist es auch so, aber trotzdem aus v\u00f6llig anderen Gr\u00fcnden vielleicht, also so wenig wie die eigenen Geschwister vergleichbar sind, wenn man mehrere Kinder hat, denkt man, wie k\u00f6nnen diese Kinder im selben Haus mit denselben Eltern aufwachsen, im selben Bauch gro\u00df geworden sein, wie kann das sein, wie k\u00f6nnen Menschen so unterschiedlich sein?<\/p>
Und auch auf Erziehungsans\u00e4tze so unterschiedlich reagieren, auf Eltern so unterschiedlich reagieren, also das wundert mich auch jeden Tag bei unseren Kindern. Dann kommen die anderen noch dazu mit ihren individuellen Kindern, wenn ich mir dann vorstelle, ich bin Lehrerin und m\u00fcsste alles irgendwie unter einen Hut bringen, ich glaube, da ziehe ich jeden Tag den Hut. (lacht) #00:33:00-6#<\/p>
PETER: Ja ich auch. Genau. Okay Nina, wir sind schon \u00fcber 30 Minuten. #00:33:07-3#<\/p>
NINA: Ja, sch\u00f6n! #00:33:08-8#<\/p>
PETER: Ich m\u00f6chte mich gerne bei dir bedanken, dass du dir Zeit genommen hast, und dass du uns erz\u00e4hlt hast von deinem Leben, von deinen Erlebnissen in deiner Familie mit den beiden Kindern. Danke f\u00fcr die Offenheit und die klaren Worte. #00:33:22-4#<\/p>
NINA: Ja, sch\u00f6n. Es hat mir auch sehr viel Spa\u00df gemacht. Tut auch mal gut. #00:33:26-6#<\/p>
PETER: Freut mich und liebe Gr\u00fc\u00dfe nach Kiel! #00:33:30-0#<\/p>
NINA: Ja, liebe Gr\u00fc\u00dfe zu euch! Dankesch\u00f6n f\u00fcrs Gespr\u00e4ch! #00:33:33-8#<\/p>
PETER: Ciao! #00:33:34-5#<\/p>
NINA: Tsch\u00fcss! #00:33:34-8#<\/p>\t\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/section>\n\t\t\t\t