Streit in der Beziehung
doch bevor es laut wird sollten Sie das hier lesen
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Die Ursache für das häufige Streiten liegt selten an der Kommunikation, auch wenn es die meisten Paare glauben. Als der zweithäufigste Grund für das Streiten wird folgendes von vielen Paaren genannt: Wir sind zu unterschiedlich.
Und auch das ist nicht ganz richtig.
Wenn Kommunikation nicht hilft, was dann?
Streit in der Beziehung hatte vermutlich jeder Mensch schon einmal, der bereits eine Ehe oder Partnerschaft geführt hat. Und die meisten wünschen sich, dass Streit seltener bis nie auf der Tagesordnung steht.
Das ist kein Wunder, denn Streit ist anstrengend und unangenehm. Schließlich fühlt es sich nicht gut an, wenn der Partner (oder man selbst) beleidigend wird und man sich danach nur noch wütend anschweigt.
Aber geht es ganz ohne Streit?
Oder hat das Streiten sogar eine wichtige Funktion?
Nicht umsonst ist der Sex danach oft gut und das Gefühl von Nähe besonders stark…zumindest, wenn auf der Gefühlsebene während und nach dem Streiten ein paar wichtige Dinge passiert sind.
Welche das sind und was Sie übers Streiten in der Partnerschaft unbedingt wissen sollten, das erfahren Sie in diesem Artikel!
Anja und Thomas streiten wieder mal sehr heftig. Anja will mit Thomas eigentlich nur die nächsten Ferien besprechen.
Ein Wort ergibt das andere und am Ende verschwindet Peter wutentbrannt und mit einem Türenknallen in sein Arbeitszimmer.
Anja sitzt in der Küche und versteht die Welt nicht mehr. Sie ist immer noch sehr wütend, traurig, völlig am Boden zerstört und fühlt sich unverstanden.
In den letzten Wochen hatten sie nur noch Streit in Ihrer Ehe. Immer und immer wieder. Beide haben das Gefühl, Sie können nicht mehr miteinander kommunizieren.
Kennen Sie das?
Ein Wort, ein Satz und Ihr Partner ist sofort in Rage – und ein heftiger Streit geht los. Die Emotionen schlagen Wellen, es wird laut und ein konstruktives Gespräch ist nicht mehr möglich.
Es gibt kaum Situationen, in denen wir emotional aufgewühlter sind als nach einem heftigen Streit.
Dieser Zustand ist sehr belastend. Ein tagelanges Schweigen und emotionale Distanz nach dem Streit sind oft die Folgen.
Geht es Ihnen ähnlich und Sie fragen sich:
Falls ja, machen Sie sich keine Sorgen!
Ich werde auf diese Fragen eingehen und Sie erfahren sowohl die Ursachen für das häufige Streiten als auch wie Sie nach einem Streit wieder zueinander finden.
Streit ist zwar sehr unangenehm, doch auch relativ normal.
Damit das alles hier nicht so trocken ist, werden uns Anja (32) und Thomas (34) begleiten. Ein Paar, stellvertretend für all die Paare, die ständig Streit in der Beziehung erleben.
In ihrer 6-jährigen Beziehung haben Anja und Thomas so ziemlich alles erlebt, wenn es um das Thema Streit in der Beziehung geht.
Sie streiten oft wegen Kleinigkeiten, beide beleidigen sich im Streit, Thomas läuft beim Streit weg und nach dem Streit herrscht oft das grosse Schweigen.
Fragen wie:
Wie kann man das Schweigen nach dem Streit wieder brechen?
Kann man nach dem Streit wieder zueinander finden?
Wie kann man mit dem Streiten aufhören, beschäftigen Anja und Thomas ständig.
Anja und Thomas repräsentieren all die Paare, die bei mir in der Praxis sitzen und aufgrund des ständigen Streits in der Beziehung nicht mehr ein und aus wissen.
Sie sind ein gutes Beispiel, weil bei ihnen deutlich wird, das dem ständigen Streiten ein Ende gesetzt werden kann.
Und weil beide viele Klischees abdecken, die um das Thema ständiger Streit in der Beziehung herrschen.
Ich will Sie nicht länger auf die Folter spannen, es geht los!
Anja und Thomas schaffen es immer wieder, mehrmals in der Woche wegen sogenannter „Kleinigkeiten“ zu streiten. Oft sind es die „Klassiker“ die zu einem Streit führen. Der nicht gemähte Rasen, die falsch eingeräumte Geschirrspülmaschine, die Zahnpasta am Beckenrand, die Socken die herumliegen, oder weil Thomas wieder mal eine andere Meinung hat und stur darauf beharrt, …..
Sie schaffen es, dass der Streit immer wieder ausartet. Es wird immer lauter. Thomas schreit beim Streit richtig herum, wird aggressiv.
Anja schreit zurück. Worte werden zu verletzenden Pfeilen, beide beleidigen sich im Streit und irgendwann geht es nur noch darum, Recht zu haben.
Resignation oder sogar Hass sind die Folgen.
Nach dem Streit redet Thomas nicht mehr mit Anja, er ignoriert sie. Beide wissen oft nicht mehr, um was es eigentlich ging.
Übrig bleibt ein Gefühl von Ohnmacht, Wut, nicht verstanden und nicht gehört zu werden. Für Anja ist der emotionale Rückzug von Thomas sehr schmerzhaft.
Anja und Thomas fragen sich:
Was machen wir falsch? Wieso können wir nicht miteinander reden? Warum verstehen wir uns nicht? Liegt es vielleicht an unserer Kommunikation?
Beide sitzen in meiner Praxis und erzählen mir ihre Leidensgeschichte. Wie sie sich kennengelernt haben und dass sie seit 2 Jahren ständig streiten.
„Wir streiten uns nur noch, lieben uns aber. Wie ist das möglich? Warum streiten wir ständig?“ Fragen, auf die Anja und Thomas keine Antwort haben.
Dann sagen sie den Satz, den 80% meiner Klienten sagen.
„Bitte helfen Sie uns besser zu kommunizieren. Wir streiten nur noch.“
Dieser Wunsch ist sehr verständlich und scheint eine logische Folge zu sein. Wir streiten immer, also können wir nicht miteinander reden. Wenn wir die Kommunikation verbessern, hört das Streiten auf.
Dieser Wunsch ist gut gedacht, funktioniert im Alltag aber fast nie.
Paare die versuchen durch Verbesserung der Kommunikation das Streiten zu reduzieren, stellen oft fest, dass es nicht funktioniert, oder sogar noch schlimmer wird.
Sie streiten sogar noch mehr als vorher, sind resigniert und frustriert. „Wir können eben nicht miteinander reden.“
Aber wie ist das möglich? Es gibt doch Kommunikationskurse und Trainings für Paare, viele Bücher zu dem Thema und gefühlt wird in jeder Lifestyle Zeitschrift darüber geschrieben.
Sind diese alle auf dem falschen Weg?
Nein, sind sie nicht. Paare wie Anja und Thomas können auf jeden Fall etwas gegen das ständige Streiten in der Beziehung tun.
Die Ursache dafür ist aber nicht die mangelnde Kommunikation.
Diese kann hilfreich sein und sicherlich sehr unterstützend wirken, aber nur wenn die Ursache des Streitens erkannt und angeschaut wird.
Ich werde gleich in diesem Artikel auf dieses Phänomen eingehen.https://www.youtube-nocookie.com/embed/6vsHRcLmGi4?rel=0&modestbranding=0&controls=1&showinfo=1&fs=0&wmode=transparent&enablejsapi=1
Was kann man als Paar das viel streitet tun, wenn Kommunikation nicht die Lösung ist?
Bevor wir uns die Gründe für das ständige Streiten anschauen, möchte ich folgende 4 Fragen beantworten, die mir in der Praxis sehr oft gestellt werden.
Die Tatsache, dass diese Fragen immer und immer wieder gestellt werden, zeigt, wie gross die Unsicherheit in diesem Bereich ist.
1. Bin ich übermässig Harmoniebedürftig?
Wenn Sie sich wünschen, dass der ständige Streit aufhört, hat das in der Regel nichts mit Harmoniebedürftigkeit zu tun. Das ist aus meiner Sicht eine völlig gesunde Reaktion. Kein Mensch wünscht sich Konflikte, Auseinandersetzungen oder Streit. Hier lautet die Antwort ganz klar: Nein.
Wenn Sie aber jedem Konflikt aus dem Weg gehen, sich permanent Diskussionen und Auseinandersetzungen entziehen, würde es aus meiner Sicht durchaus Sinn machen mit einer Fachperson die Gründe dafür anzuschauen.
2. Ist Streiten normal?
Paare stellen immer wieder diese Frage, weil sie verunsichert sind, ob das was sie in der Beziehung erleben noch normal ist. Die Frage lässt sich schnell beantworten. Ja, Meinungsverschiedenheiten und Konflikte sind normal. „Der Grundsatz einer konstruktiven Streitkultur lautet: Konflikte zwischen Einzelnen und Gruppen sind Normalität.“
Sie sind die natürliche, ja notwendige Folge eines lebendigen menschlichen Zusammenlebens. Das Problem liegt weniger darin, ob es Konflikte gibt, sondern wie sie ausgetragen werden, d. h. wie die Konfliktpartner miteinander streiten“ https://de.wikipedia.org/wiki/Streitkultur
3. Gibt es bei Paaren eine Streitkultur?
Eher Nein. Von Streitkultur spricht man nur im Zusammenhang mit folgenden Betrachtungsweisen: psychologisch, juristisch, literarisch, soziologisch, philosophisch, theologisch, historisch. Beziehung wird hier völlig ausgeklammert.
4. Welche Streit-Typen gibt es?
Jeder Mensch ist unterschiedlich und streitet anders als der Andere. Abhängig von der eigenen Persönlichkeit, Erziehung und anderen sozialen Einflüssen. Daher dient die folgende Auflistung nur als Anhaltspunkt und ist keine genaue Klassifizierung.
Streit-Typen
1: Der Harmoniesüchtige
Konflikte und Auseinandersetzung sind nicht erwünscht.
2: Der Choleriker
Emotionen kommen direkt und ungefiltert ohne nachzudenken.
3: Der Rechthaber
Rhetorik und Argumentationen untermauern die eigene Meinung.
4: Der Eingeschnappte
Rückzug ist die bevorzugte Strategie. Konflikte werden nicht ausgetragen.
5: Der Nörgler
Alle und alles ist nicht gut oder gut genug.
6: Der Analytiker
Analysieren ohne Emotionen und ohne ein Ziel vor Augen zu haben
Diese Fragen werden immer wieder gestellt, doch leider geben uns die Antworten keine Auskunft darüber, was der Grund für das ständige Streiten ist?
Damit es möglich ist die Gründe für das ständige Streiten zu finden, müssen wir einen Zwischenschritt einlegen und uns näher anschauen was macht das Streiten so attraktiv?
Jetzt wird es interessant.
Auf den ersten Blick eine ungewöhnliche Frage, die aber ihre Berechtigung hat. Egal wie negativ sich das ständige Streiten anfühlt, wenn es zu oft vorkommt, kann es durchaus sein, dass es eine Funktion hat. Vielleicht können uns Anja und Thomas weiterhelfen.
Anja ist zu Hause und kocht etwas zum Abendessen. Thomas kommt gerade von der Arbeit nach Hause. Er zieht seine Jacke aus, legt die Schlüssel hin und will sich gerade an den Tisch setzen, da ruft Anja aus der Küche:
Anja:
Hast Du daran gedacht, das Päckchen auf die Post zu bringen?
Thomas:
Oh nein, sorry, das habe ich vergessen.
Anja:
Wenn es etwas für deine Firma wäre, hättest du es sicher nicht vergessen! Ich habe es dir heute Morgen extra gesagt, dass es wichtig ist, das Päckchen abzuschicken. Aber für dich ist eh nur dein Job wichtig, meine Sachen interessieren dich gar nicht.
Thomas:
Hey, hallo, ich habe den ganzen Tag gearbeitet und eigentlich weiß ich nicht, wo mir der Kopf steht.
Anja:
Immer deine Arbeit. Die ist viel wichtiger als ich.
…(Thomas steht auf und geht in die Küche zu Anja und der Streit kann beginnen.)
Auf den ersten Blick ist das ein Streit, der so in jeder Beziehung stattfinden kann. Vielleicht haben Sie schon ähnliche Auseinandersetzungen die so anfangen mit Ihrem Partner geführt oder von solchen gehört.
Wenn man in die Situation reinzoomt wird schnell klar, es geht hier um etwas ganz anderes als das vergessene Päckchen.
Als Beobachter sehe ich folgendes: Anja und Thomas stehen in der Küche, sind sich gerade sehr zugewandt, hören einander gut zu, suchen den Blickkontakt, reden zueinander und laufen sich sogar hinterher.
Beide schenken sich gerades sehr viel (negative) Aufmerksamkeit.
Wenn Anja und Thomas streiten, können sie sich der SOFORTIGEN gegenseitigen Aufmerksamkeit und Zuwendung sicher sein. Anja weiss genau, was sie sagen oder fragen muss, um die volle Aufmerksamkeit von Thomas zu erhalten.
Thomas steht Anja in dieser Beziehung in nichts hinterher. Beide kennen die Knöpfe die sie beim anderen drücken müssen.
Anscheinend spielt es für beide keine Rolle, dass die Aufmerksamkeit negativ ist.
Nüchtern betrachtet ist es nicht logisch. Und doch würde ich behaupten: Je häufiger ein Paar wegen Kleinigkeiten streitet, umso mehr hat die gegenseitige Aufmerksamkeit etwas damit zu tun.
Lassen Sie mich kurz erklären, warum der ständige Streit in der Beziehung eine Folge von zu wenig Aufmerksamkeit sein kann.
Anja und Thomas sind als Paar und Eltern ein gutes Team. Den Alltag bekommen sie gut geregelt und arbeiten wie man so schön sagt, Hand in Hand. Sie reden viel miteinander, über die Kinder, Job, Haushalt, Karriere und ihre Hobbys. Sie essen einmal am Tag gemeinsam, unternehmen als Familie viel und haben regelmässig Sex.
Von aussen betrachtet: alles perfekt. Schaut man genauer hin, beklagen sich Anja und Thomas seit etwa 2 Jahren, dass sie nur noch Streit in der Ehe haben.
Die Gründe warum Anja und Thomas streiten, werden immer banaler und beliebiger. Für beide ist es nach dem Streit kaum nachvollziehbar, warum wegen so einer Kleinigkeit gestritten wurde.
Es mag sein, dass Anja und Thomas als Paar und Eltern sehr gut funktionieren und sich sozusagen blind verstehen, ein gutes Team sind. Wenn aber die gegenseitige Aufmerksamkeit nur noch oberflächlich oder nur noch über Projekte, Job, Kinder oder die Aufgaben, die man in einer Beziehung zu erfüllen hat, stattfindet, geschieht etwas Seltsames:
Die Auseinandersetzungen werden immer häufiger und heftiger. Paare erzählen mir, dass sie nicht verstehen, warum sie eigentlich Streiten, nehmen sich immer wieder vor nicht oder weniger zu streiten, schaffen es aber nicht. Bis das Ganze schliesslich zu einer großen Belastung wird.
Wenn in einer Beziehung die Aufmerksamkeit nur noch im ständigen Streit vorhanden ist, wird das Streiten unbewusst sehr attraktiv. Fast jede Gelegenheit wird genutzt um wenigsten diese „negative“ Aufmerksamkeit zu erhalten.
Welche Auswirkung zu wenig Aufmerksamkeit hat, kann man wunderbar bei Kindern beobachten. Wenn Kinder zu wenig Aufmerksamkeit bekommen, machen sie solange irgendetwas, bis sie diese bekommen, auch wenn sie dann in Form von Tadel, Zurechtweisung oder im schlimmsten Fall durch körperliche Sanktionen stattfindet.
Wir Menschen brauchen Aufmerksamkeit die uns das Gefühl von sicherer emotionaler Bindung gibt. Dann fühlen wir uns angenommen, wertgeschätzt und geliebt. Ob als Kind oder Erwachsener.
Das ist aber noch nicht alles.
Zu wenig Aufmerksamkeit in der Beziehung bedeutet auch: Es ist wenig bis gar keine emotionale Bindung zwischen Mann und Frau vorhanden. Was zum ständigen Streit in der Ehe oder Partnerschaft führt.
Das verstehe ich nicht. Was ist mit zu wenig Bindung gemeint?
Wenn nach und nach die gegenseitige Aufmerksamkeit in der Beziehung sinkt, fühlen sich Mann und Frau nicht mehr sicher in der Beziehung, sind emotional distanziert. Das fühlt sich nicht gut an.
Gleichzeitig besteht das Gefühl einer starken Verunsicherung die man nicht einordnen kann, denn der äussere Schein täuscht das Gegenteil vor.
Die Paare wohnen zusammen, verbringen in der Regel auch viel Zeit miteinander, essen gemeinsam und haben sogar ab und zu Sex miteinander.
Bei zu wenig oder nur zufälliger Aufmerksamkeit wird die emotionale Verbindung zwischen Mann und Frau wir immer schwächer.
Ganz langsam und schleichend. Wie bereits weiter oben erwähnt wird dann das Streiten, als eine Form von Aufmerksamkeit, sehr attraktiv.
Menschen brauchen Aufmerksamkeit die das Gefühl von sicherer Bindung gibt. Dann fühlen sich Mann und Frau angenommen, wertgeschätzt und geliebt.
Vor diesem Hintergrund kann man Streitgespräche in der Partnerschaft völlig anders verstehen. Beide Partner befinden sich in einer Art emotionalem Hungerzustand, weil sie befürchten, ihre emotionale Nahrungsquelle zu verlieren.
Und sie bemühen sich verzweifelt das, was sie so dringend brauchen, wiederzubeschaffen.
Hinter dem ständigen Streit in der Beziehung verbergen sich damit eigentlich Fragen wie:
Werden Paare mit dieser Erklärung konfrontiert, wird schnell klar: der ständige Streit in der Beziehung oder Ehe hat nur wenig mit mangelnder Kommunikation zu tun.
John Gottman (https://de.wikipedia.org/wiki/John_Gottman) filmte Tausende von Paaren während eines Streits über ein Thema und untersuchte danach, was Paare, die zusammen bleiben, anders machen als Paare, die sich nach einigen Jahren trennten.
Er fand heraus, dass es nicht die Anzahl oder die Heftigkeit der Auseinandersetzungen war, die ein Paar zur Trennung brachten. In den meisten Fällen war es die emotionale Distanz zwischen den Partnern.
Solange es einem Paar gelingt, während einer Auseinandersetzung emotional verbunden zu bleiben, ist die Beziehung nicht gefährdet. Hier wird von der wissenschaftlichen Seite deutlich bestätigt wie wichtig emotionale Bindung in der Partnerschaft ist.
Das ist schön und gut, aber wie kann man mit dem Streiten aufhören?
Eine der häufigsten Ursachen für das Streiten ist zu wenig Aufmerksamkeit zwischen den Partnern. Hier bietet sich die grösste Chance schnell etwas gegen das ständige Streiten in der Beziehung zu unternehmen.
Erhöhen Sie die Aufmerksamkeit, und dadurch die Bindung, und Ihre Beziehung wird sich verändern.
Wenn ein Partner emotional nicht erreichbar ist, führt das fast immer zu Wut, Trauer, Schmerz und vor allem Angst, die Bindung (und dadurch Partner und Beziehung) zu verlieren.
Es handelt sich um das Bedürfnis nach sicherer emotionaler Zusammengehörigkeit, dass sich hier meldet.
Wenn diese Verbundenheit in der Beziehung nicht mehr spürbar ist, schlagen unsere Gefühle sozusagen Alarm, um auf den Missstand aufmerksam zu machen.
Es geht nicht um die Zahnpastatube, die falsch steht, oder die falsch hingestellten Schuhe, oder die andere Meinung die man selber vertritt, es sind unsere vernachlässigten Emotionen, die sich eine bessere Beziehung, eine tiefere Bindung zum Partner wünschen.
Diese nicht sichtbare, sondern nur spürbare emotionale Verbindung zwischen Mann und Frau entscheidet darüber, ob sich eine Beziehung gut oder schlecht anfühlt.
Eine gute emotionale Bindung, gepaart mit wertschätzender Kommunikation, ist eine Kraftquelle, die Ihre Beziehung auf einen anderen Level hebt und durch alle Tiefs tragen wird.
Hilft also Kommunikationtraining doch gegen das ständige Streiten in der Ehe bewirken?
Natürlich hat Kommunikation einen Einfluss darauf, wie der Streit in der Beziehung verläuft und wie lange er dauert. Es ist aber eine Illusion zu glauben alleine durch die Kommunikation den Streit in der Beziehung vermeiden zu können.
Mangel an Kommunikation ist selten die Ursache.
Sie müssen die Ursachen für das ständige Streiten ausfindig machen und ändern, dann ist eine Beziehung ohne Streit möglich.
Wobei ich hier anmerken möchte: es geht in einer Beziehung nicht darum, überhaupt nicht mehr zu streiten. Verschiedene Meinungen, Ansichten und Vorstellungen sind normal. Sie halten sogar die Beziehung lebendig, wenn sich beide Partner in ihr sicher fühlen.
Ich möchte Ihnen ein Beispiel nennen, wann Kommunikation helfen kann.
Nichts ist besser erforscht als die Paarbeziehung. Daher können wir die Wissenschaft zu Rate ziehen. Wenn nur noch Streit in der Beziehung herrscht, kann es auch daran liegen, dass bereits der Beginn des Gespräches sehr ungünstig verlief.
Es ist der „harte Einstieg“ vor dem Streiten. Dr. John Gottman beschreibt in seinem Buch: „Die 7 Geheimnisse der glücklichen Ehe“* genau dieses Phänomen. Wir haben Einfluss darauf, wie ein Gespräch beginnen soll und wie es enden wird – ob es ein produktives oder ein Tür-Knall-Gespräch wird.
Dr. John Gottman hat in seinen Forschungen mit Paaren festgestellt: Wenn es einen Unterschied zwischen glücklichen und unglücklichen Paaren gibt, dann besteht der zentrale Unterschied darin, wie Mann bzw. Frau eine Diskussion beginnt.
Dies ist für den Verlauf des Gesprächs maßgeblich entscheidend.
Ist der Start des Gesprächs „hart“ bzw. zu direkt oder verletzlich, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich Ihr Partner defensiv und nicht kooperativ verhalten wird sehr hoch. Dass daraus ein heftiger Streit entsteht, ist fast vorprogrammiert.
Ist der Start weicher, besteht eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit, dass die Anliegen gehört und diese auch akzeptiert werden.
Der Start kann einen grossen Unterschied machen!
Ein Gesprächsverlauf wird oft in den ersten Sätzen entschieden. Darauf hat hier die Kommunikation einen grossen Einfluss und kann unnötigen Streit in der Beziehung vermeiden. Das heisst also: Sie haben die Wahl, wie Ihr nächstes Gespräch verlaufen kann.
„Aber er hört mir nicht richtig zu.“
Das ist das Argument Nr. 1, wenn ich mit Paaren über diese entscheidende Phase der Kommunikation rede. Die Betroffenen haben in den vergangenen Gesprächen mit Ihrem Partner die Erfahrung gemacht, nicht gehört oder verstanden zu werden.
Umso „steiler“ startet jedes Mal der Einstieg ins Gespräch. Und wie bereits oben beschrieben, passiert genau das Gegenteil vom Erhofften: Das Gegenüber macht noch schneller die „Tore“ dicht.
Anjas Erfahrungen gehen in dieselbe Richtung. Thomas schaltet im Streit oft auf „Durchzug“ und ist nicht mehr erreichbar. Das wiederum bringt Anja richtig in Rage, sie wird immer lauter.
„Meine Gespräche wurden immer lauter und konfrontativer, und zum Schluss ging es überhaupt nicht mehr um die eigentliche Sache. Das Streiten glich eher einer Schlammschlacht in der man alle Register zieht und alles aus der Vergangenheit ausgräbt. So wird das Ganze zu einer never ending story.“
Wie kann Kommunikation den Streit in der Beziehung vermeiden oder reduzieren?
Anja und Thomas verwenden diese Grafik und versuchen das Beschriebene umzusetzen.
Denn wenn es etwas Wichtiges mit dem Partner zu besprechen gibt, sind die Emotionen oft nicht mehr ganz so neutral wie für einen sanften Einstieg erforderlich wäre. In dieser Situation muss man sich erst einmal etwas Abstand schaffen. Da hilft die Grafik sehr.
Anja hilft die Grafik ihre Anliegen positiv oder sanft zu formulieren. Und gleichzeitig wird sie gelassener:
„Ich fange jetzt nicht sofort ein Gespräch an, so wie früher, ich schreibe nicht sofort eine SMS oder rufe Thomas an. Und auch wenn es mir manchmal etwas schwer fällt, überlege ich, was ich eigentlich sagen will. Dann versuche ich das für mich Wichtigste sanft zu formulieren.“
Anja und Thomas gelingt es auf diese Art und Weise ein wichtiges Anliegen so zu besprechen, ohne dass es zum Streit kommt.
Nach den Forschungsergebnissen von Dr. John Gottman braucht es in der Beziehung ein Verhältnis von 5:1 zwischen positiven und negativen Aussagen.
Das heisst: Wenn Sie Ihrem Partner etwas Negatives an den Kopf werfen, müssen Sie es mit fünf positiven Aussagen ausgleichen.
Thomas findet das ein unfaires Verhältnis und lacht. „Da muss ich mich ja richtig anstrengen, wenn ich mal zu Anja etwas Negatives sage, damit es wieder gut wird.“ Thomas hat recht. Es lohnt sich, einen sanfteren und letztlich auch erfolgreicheren Kommunikationsstil zu suchen.
Man könnte auch sagen: Der Klügere gibt nach!
Falsch!
Der Klügere gibt nicht einfach nach, er sagt es anders! Wir haben einen grossen Einfluss darauf, wie unsere Gespräche verlaufen. Wenn Sie mit dem bisherigen Verlauf Ihrer Gespräche nicht zufrieden sind, versuchen Sie etwas zu ändern. Termin vereinbaren.
Bisher haben wir uns angeschaut, warum es oft wegen Kleinigkeiten Streit in der Beziehung gibt. Ob Streiten „normal“ ist, welche Streittypen es gibt und wie eine bessere Kommunikation helfen kann.
An dieser Stelle möchte ich Ihnen zeigen was Anja und Thomas gemacht haben um den ständigen Streit in der Beziehung zu reduzieren.
Bei Anja und Thomas war die Ursache für das ständige Streiten zu wenig Aufmerksamkeit und Bindung. Sie sind sich einfach nicht mehr, oder zu wenig, bewusst begegnet. Haben sozusagen aneinander vorbei gelebt. Das hatte über die Jahre fatale Auswirkungen.
Nachdem Thomas und Anja klar war, dass der ständige Streit in der Beziehung nicht nur an ihrer Kommunikation liegt, sondern die Ursachen in der gegenseitigen Aufmerksamkeit zu suchen sind, haben sie angefangen ihre Paarzeit zu hinterfragen.
Anja und Thomas stellten sich folgende Fragen:
Anja und Thomas haben sich intensiv mit ihrer Beziehung auseinandergesetzt. Und haben angefangen, in kleinen Schritten Folgendes zu verändern:
Drei einfache aber hochwirksame Schritte zu mehr Aufmerksamkeit in der Beziehung. Sie werden oft unterschätzt, weil sie sich so unspektakulär anhören.
Bei Anja und Thomas und bei ca. 70% der Paare die in meine Praxis kommen, fehlen diese Punkte in der Beziehung vollständig. Das hat Auswirkungen.
Anja und Thomas geht es heute wieder gut. Ihre Beziehung fühlt sich anders an. Und ja, sie streiten immer noch, aber anders und viel weniger. Das Streiten ist auf der emotionalen Ebene nicht mehr bedrohlich und artet nicht mehr in endlose Diskussionen aus.
Glauben Sie mir bitte keine Wort von dem was ich hier schreibe. Denn letztendlich sind es nur Buchstaben, die ich hier produziere. Probieren Sie es aus. Termin vereinbaren
Überlassen Sie Ihre Beziehung nicht dem Zufall, weil Sie es können.
Ihr
Peter Michalik