Nina Strasser: Juramama - das interview 024

Nina-Strassner

„Klärt das früh ab, wie ihr euch das Familienleben aufteilen möchtet, wie ihr das mit den Kindern machen möchtet. Und wenn ihr das ganz klassisch konservativ machen wollt, und das eure Überzeugung ist, dann lasst euch da nicht davon abbringen, dann ist das toll und schön und hört nicht auf die anderen. Wenn ihr es anders machen wollt, dann findet euren Weg, und wenn du zwei Wochen nach der Geburt wieder arbeiten gehen möchtest oder berufstätig sein möchtest, dann mache das und höre nicht auf die anderen.“

Nina erzählt im Interview:

  • Bei Kindern funktionierte das Sachliche irgendwie nicht mehr, man kann mit Kindern ja auch nicht mehr sachlich diskutieren, da muss man irgendwie so sehr an sein Bauchgefühl heran.
  • Früher konnten wir Konflikte austragen und auch mal 3-4 Tage lang schmollen. Kinder bringen einen dazu Konflikte zu lösen. Wir können jetzt nicht einfach vier Tage lang sauer und beleidigt sein.
  • Heute schlafen wir dann nochmal eine Nacht darüber und ich gucke mal, ob ich morgen immer noch so sauer bin und mit Dingen werfen will, oder ob das morgen besser wird.
  • Ich hatte da völlig andere Vorstellungen bevor ich schwanger war. Da dachte ich so, ja, ja, das ist alles ja überhaupt gar kein Problem, und wir machen einfach ganz normal weiter mit dem Beruf, wir sind ja auch beide dann in einem Büro. Und dann war ich schwanger und dachte: Oh nein, ich will ja eigentlich immer für das Baby da sein und ach nein, dann doch wieder nicht, und nach der Geburt wollte ich nie wieder weg von dem Kind.
  • Die Reaktionen, als ich beim ersten Kind den ganzen Tag das Kind herumgeschoben habe und mich mit dem Kind beschäftigt habe, waren ausnahmslos positiv, und es hat auch niemanden großartig überrascht oder hat es kritisiert oder so. Erst als sich das drehte, und ich dann beruflich mehr gemacht habe, habe ich immer irgendwie die Frage bekommen: „Ja, und was ist dann mit den Kindern?“

Aber jetzt endlich zum Podcast!

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Spotify. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Abonnieren Sie unseren Podcast

Shownotes:

Mein Blog „Juramama“ richtet sich an Familien und solche, die es werden wollen. Ich greife in wechselnder Thematik, mal humorvoll, mal satirisch, mal ganz juristisch Themen auf, die auf Familien im Alltag zukommen. Dabei ist mit eine gesamtgesellschaftliche Perspektive sehr wichtig und ein Anliegen, Eltern zu unterstützen. Komplizenschaft unter Eltern ist wertvoll und die einzig wahre Möglichkeit die Interessen rechtlich und politisch laut und lauter zu machen.

Ich lese lieber:

Transkript:

PETER: Mein heutiger Interviewgast bei Elternpodcast ist Nina aus Kiel. Hallo Nina! #00:00:06-0#

NINA: Hallo! #00:00:08-9#

PETER: Erzähle uns doch erst mal wer du bist, was du machst und wie viele Kinder du hast #00:00:12-6#

NINA: Ja ich bin Nina Strassner, ich bin 35 Jahre alt mittlerweile, und ich habe zwei Kinder, ein Grundschulkind, gerade eingeschult, und ein Kindergartenkind, ein Junge und ein Mädchen, und ich bin Anwältin von Beruf. #00:00:31-0#

PETER: Und da komme ich gleich zu meiner ersten Frage, was hat sich in deinem Leben durch die Kinder verändert? #00:00:37-2#

NINA: Ja, das ist eine ganz schöne Frage, und über die habe ich auch schon irgendwie länger mal nachgedacht, weil sich das ja auch alle halbe Jahre ändert, was man irgendwie dachte, was sich verändert hätte, und dann ist es doch alles wieder anders. Deswegen bin ich irgendwie zu dem Schluss gekommen, dass ich mir eigentlich nicht mehr so sicher bin, also alles ist irgendwie gleichzeitig entweder sicherer geworden oder unsicherer geworden.

Also die Verlässlichkeit ist anders, Dinge, auf die ich mich vorher verlassen habe, kann ich mich jetzt nicht mehr verlassen, andersrum Dinge, die ich vorher für nicht so verlässlich gehalten habe, sind jetzt irgendwie verlässlicher. Also es hat alles tatsächlich einmal, nicht alles, aber Dinge, die ich nicht erwartet habe, von oben nach unten gedreht und andersrum. #00:01:16-3#

PETER: Und wie war das am Anfang, also beim ersten Kind, da ist, glaube ich, der Wechsel noch am krassesten? #00:01:23-7#

NINA: Ja, also da bin ich, glaube ich, dem Irrtum erlegen, dem irgendwie viele Eltern irgendwie erliegen, wenn sie auch viel hören, man informiert sich ja vorher, oder man redet so viel mit Freundinnen und plötzlich, wenn man schwanger ist, hat ja jeder mal gleich so einen riesen Haufen Tipps parat auch ungefragt.

So jeder sagt dir irgendwie, wie du es machen sollst, oder wie das alles ist. „Und mach bloß nicht das und trage das Kind nicht herum oder trage es herum und gleich weg woanders schlafen oder so.“ Also man macht sich so viele Gedanken über so die praktischen Sachen so, da habe ich mir wahnsinnig viele Gedanken gemacht über: Ach Gott, was hat das Kind an, und wann ist ihm warm oder kalt, und wo schläft es, und wie lange schläft es, und wie stille ich und so.

Und hatte, ja, also wirklich, so die größere Perspektive auf mein Leben hatte ich gar nicht so richtig auf dem Schirm, also was sich da überhaupt irgendwie was ändern könnte, das, dachte irgendwie, das ist es nicht, was sich ändert. Sondern ich dachte halt so, ja, gut, habe ich halt weniger Schlaf, so, und liegt halt überall Spielzeug herum, so, das dachte ich. Dass ich mich auf Chaos einstellen muss im Leben. Aber nicht, ja, gar nicht so sehr was das irgendwie mit mir selber so macht oder mit uns als Paar.   #00:02:33-9#

PETER: Okay, dann frage ich da mal so ein bisschen nach, was hat es mit dir gemacht? #00:02:38-7#

NINA: Ja, es hat eben, so ein bisschen, ja, das Vertrauen in mich schon auf der einen Seite gestärkt, auf der anderen Seite aber auch erschüttert. Also Dinge von denen ich dachte, ich bin da total gut drin, so dass, ich zum Beispiel hätte immer von mir behauptet, dass ich in Krisensituationen total souverän bin, das ist ja auch irgendwie so mein Beruf, ne? Also Konflikte zu führen, auch für andere zu führen, und die manchmal emotional auch zu führen, aber auch da immer so eine professionale Distanz wahren zu können und so, das hat plötzlich in Konflikten mit Kindern oder sobald auch meine Kinder dann, ja, auch in der Partnerschaft plötzlich, sobald die Kinder eine Rolle gespielt haben, irgendwie nicht mehr funktioniert.

Da funktionierte das Sachliche irgendwie nicht mehr, man kann mit Kindern ja auch nicht mehr sachlich diskutieren, da muss man irgendwie so sehr an sein Bauchgefühl heran. Und das hat mich manchmal schon ganz schön getäuscht, so dass ich dachte, ja da bin ich total gut darin, und ich werde mich auf viele Dinge total freuen, und ich bin die super Schwimmbadmutter, und ich werde eine riesen Spielplatzmutter, und ich werde Kindergeburtstage total super finden. Also lauter so Pläne irgendwie und hinterher stellte sich heraus, die Art Mutter bin ich überhaupt nicht, also das was ich mir vorgenommen habe, komisch, ich bin das gar nicht, und das kann einen schon in eine ganz schöne Krise manchmal mal stürzen oder man denkt, man ist wie die eigene Mutter.

Weil, das hat ja irgendwie entweder gut oder schlecht geklappt, je nachdem was man so für Vorbilder hat und an denen orientiert man sich und stellt dann irgendwie fest: Moment mal, wo ist denn mein eigener Tritt, also wo ist mein eigenes Modell? Und dieses Finden, ich glaube da bin ich, obwohl die Kinder ja jetzt schon ein bisschen älter sind, immer noch dabei, das rauszufinden. #00:04:16-4#

PETER: Ja, das glaube ich. Du hast es vorhin schon so bisschen angesprochen, in der Partnerschaft, was hat sich da verändert? #00:04:28-1#

NINA: Ja, ich finde auch, dass sich da bei uns so die Konfliktlösungsstrategien so ein bisschen verändert hatten, also wir hatten ja sonst immer klare Pläne irgendwie, und wenn wir keine Pläne hatten, war das auch Absicht, so. Dann konnten wir so in das Wochenende hineinleben und wenn wir Pläne machen wollten, konnten wir welche machen, und wenn wir einen Konflikt hatten, dann konnten wir uns irgendwie so auf uns verlassen und sagen, ja, wir werden diesen Konflikt schon irgendwie lösen, so. Und durch Kommunikation und wenn wir ihn nicht lösen können, hat man irgendwie diesen ultimativen Ausweg, den man aus früheren, so, ach Gott, dann trennt man sich. Wenn halt ein Konflikt irgendwie unlösbar ist.

Und dann kommen die Kinder und plötzlich kommt dann so eine Komponente dazu, dass man diese Tür ist zu oder deutlich geschlossener, und das ist ja auch schön, dass Kinder einen dazu zwingen, dann doch manche Konflikte dann noch mehr miteinander auszuarbeiten, als man es ohne Kinder getan hätte.

Da hätte man vielleicht die Tür zugemacht, drei Tage lang geschmollt und gesagt, ich lasse dich nicht mehr herein oder bleibe weg, ich will dich nicht mehr. Und Kinder, ja, zwingen einen dann, ja, die holen da natürlich auf der einen Seite Aggressionen heraus, die man vorher an sich nicht kannte, auf der anderen Seite zwingen sie einem auch einen Frieden auf mit dem anderen, dass man sagt, wir müssen uns jetzt aber hinsetzen, wir können jetzt nicht einfach vier Tage lang sauer und beleidigt sein, weil die Kinder uns auch zusammen haben wollen. Also das hat schon auf der einen Seite geholfen, auf der anderen Seite haben die Kinder natürlich erst zu Konflikten geführt, die wir vorher gar nicht hatten. #00:05:56-6#

PETER: Und wie gelingt euch das? Dann quasi wirklich den Frieden zu schließen oder sich wirklich hinzusetzen und die Konflikte zu lösen? #00:06:06-2#

NINA: Ja, das gelingt uns mal besser, mal schlechter, und je mehr wir irgendwie / Wir haben auch erst gestern mal mit Freundinnen darüber geredet, wie anders wir eigentlich heute irgendwie tatsächlich streiten. So, also dass man irgendwie ruhiger bleibt insgesamt oder tatsächlich dieses Konzept, dieses wir schlafen dann nochmal eine Nacht darüber und ich gucke mal, ob ich morgen immer noch so sauer bin und mit Dingen werfen will, oder ob das morgen besser wird und das, ja, so eine gewisse Ruhe.

Manchmal ist es vielleicht auch einfach Erschöpfung, dass man gar keine Kraft mehr hat mit dem Partner jetzt zu streiten, weil man schon den ganzen Tag mit den Kindern in irgendeiner Form im Supermarkt gekämpft hat. Dass man sagt „ach, weißt du was, lass einfach da irgendwie mal morgen reden“, und man nicht mehr so schnell aus einer Mücken einen Elefanten macht, der vorher ein riesen Drama gewesen wäre ohne Kinder, also das hilft dann schon irgendwie manchmal sogar. #00:06:53-0#

PETER: Das finde ich spannend, weil vielen Eltern gelingt das eben nicht, dieses, das mal stehen zu lassen und erst am nächsten Tag oder vielleicht am Nachmittag oder am Abend zu lösen, sondern das Emotionale ist so stark, dass viele Eltern da eben weitermachen, weitermachen. #00:07:00-5#

NINA: Ja. #00:07:00-8#

PETER: Und dann erst recht zu keiner Lösung kommen. Hast du da irgendwie einen Tipp? Also außer der Müdigkeit, außer wenn man so müde ist? Wie gelingt dir das, das Emotionale einfach mal so stehen zu lassen? #00:07:24-3#

NINA: Ja, mir gelingt es deutlich schlechter als meinem Mann. Also das ist natürlich auch immer ein bisschen eine Charakterfrage, also ich bin immer jemand, der mit Emotionen immer meint Verständnis zu bekommen, und je mehr ich erkläre, und je mehr ich rede, desto mehr muss doch auf der Gegenseite dafür Verständnis aufkommen, weil, jetzt habe ich ja schon eine Stunde lang erklärt, wie es mir geht. Ist vielleicht auch ein weibliches Verhalten, weiß ich gar nicht, gibt es aber bei anderen wahrscheinlich auch, und mein Mann ist der dann, so, ja, lasse es mal sacken, oder sagt, ich will mich jetzt gerade einfach/ Der entzieht sich dann auch manchmal dieser Oberemotion und, gut, dann sind wir beide Juristen, dann kommt da auch noch manchmal so eine / Ja, vielleicht weil wir auch den ganzen Tag irgendwie mit Problemen anderer irgendwie zu tun haben, dass man dann manchmal sagt: „Weißt du was, jetzt machen wir irgendwie einfach eine Pause.“

Also ich glaube tatsächlich, mal kurz hinausgehen, um den Block laufen, ist, glaube ich, immer schon eine gute Lösung gewesen oder wirklich / Die Oma meines Mannes sagte das damals an unserer Hochzeit: „Versucht euch doch mal abends die Hand zu geben bevor ihr einschlaft.“ Das haben wir noch nie geschafft, da sind wir ganz ehrlich, das ist immer so ein: ich schaffe das nicht, also ich möchte mich umdrehen, beleidigt und sauer sein und so. Und das hat aber mein Mann irgendwann gelernt, dass das nicht Ablehnung bedeutet, sondern dass ich aus meiner Wuthöhle irgendwie erst mal selber herauskommen muss.

Also, dass man irgendwie mal guckt, wie streitet eigentlich der andere, das muss also nicht unbedingt immer die Ablehnung sein, sondern vielleicht einfach die Art und Weise, wie der andere damit umgeht. Also so ist es jedenfalls bei uns, ich weiß gar nicht, ob das bei allen Paaren passt, aber das hat mir geholfen, mal zu gucken, wie ist der eigentlich, und das meint er vielleicht gar nicht so gegen mich. #00:09:00-9#

PETER: Das ist eine schöne, eine gute, eine schöne Strategie. #00:09:05-4#

NINA: Ja! Ja, wenn sie denn immer mal so klappen würde. Also manchmal brüllen wir auch einfach, und wenn wir nicht mehr brüllen können, fallen wir einfach um. ( beide lachen) #00:09:17-8#

PETER: Alles klar. Wie ist bei euch die Rollenaufteilung? Also wer macht was, bist du ganz zu Hause oder arbeitest du, oder teilt ihr euch das, die Elternaufgaben, wie macht ihr das? #00:09:28-2#

NINA: Ja, das hat sich auch lustiger Weise von Kind zu Kind und von Plan zu Plan geändert, ich hatte da völlig andere Vorstellungen bevor ich schwanger war. Da dachte ich so, ja, ja, das ist alles ja überhaupt gar kein Problem, und wir machen einfach ganz normal weiter mit dem Beruf, wir sind ja auch beide dann in einem Büro. Und dann war ich schwanger und dann dachte: Oh nein, ich will ja dann immer für das Baby da sein und ach nein, dann doch wieder nicht, und nach der Geburt wollte ich nie wieder weg von dem Kind.

Habe gesagt, nein, es wird mich für immer brauchen, und ich muss für immer bei diesem Kind sein. Und nach einem halben Jahr hätte ich Leuten Geld dafür gezahlt, dass sie mich irgendwie mal kurz irgendwo arbeiten lassen und ich, bitte, irgendwie nur mal eine halbe Stunde, niemanden an meiner Wade irgendwie hängen habe.

Deswegen muss man da auch echt / das hat sich tatsächlich immer wieder gedreht und momentan ist es so, dass wir durch dieses, ich brauche / viel gearbeitet im letzten halben Jahr, ich habe auch ein Buch geschrieben, das ging dann alles irgendwie doppelt und dadurch ist das deutlich gleichberechtigter geworden. Also ohne, dass wir jemals dachten, ein Gleichberechtigungsproblem zu haben, aber mittlerweile, mein Mann hat dadurch zwangsweise deutlich mehr auch noch zu Hause gemacht.

Aber wir haben schon ganz schön klassisch angefangen, also ich habe komplett auf null zurückgefahren und mein Mann war der Erwerbstätige. Und das, ja, hat sich dann über die Zeit aufgelöst, sobald das mal irgendwie ging mit den Kindern. #00:10:50-4#

PETER: Und wie hat damals das Umfeld reagiert? Auf die Situation, dass du dann ganz zu Hause geblieben bist, und dein Mann ganz gearbeitet hat? #00:10:58-3#

NINA: Ja, interessanterweise war das, das was jeder erwartet hat. Also da habe ich weniger Gegenwind bekommen, als in dem Moment als es so war, dass mein Mann mal zu Hause geblieben ist. Der hat das nämlich dann auch mal gemacht. Beim zweiten Kind habe ich gesagt, das mache ich nicht noch mal. Ja, es liegt dann gar nicht so sehr, glaube ich, an der / Ja, die eigene Zufriedenheit ist es dann, und dann wurde ich irgendwie fies und unausgeglichen, und dann ist man auch den Kindern gegenüber nicht mehr nett und merkt irgendwie: „Mensch, das sind gar nicht die Kinder, das bin eigentlich in Wirklichkeit ich.“ Und ehrlich gesagt, waren die Reaktionen, als ich beim ersten Kind den ganzen Tag das Kind herumgeschoben habe und mich mit dem Kind beschäftigt habe, ausnahmslos positiv, und es hat auch niemanden großartig überrascht oder hat es kritisiert oder so. Erst als sich das drehte, und ich irgendwie gesagt habe, nein, also oder, ja, dann beruflich mehr gemacht habe, habe ich immer irgendwie die Frage bekommen: „Ja, und was ist dann mit den Kindern?“

So als würden wir die dann irgendwie im Keller einsperren oder so und an den Futterautomaten hängen und keiner würde jetzt mehr aufpassen, nur weil ich jetzt beruflich wieder voll einsteige. Also da waren die Reaktionen, ja, deutlicher und auch meinungsstärker vom Umfeld. Also das war irgendwie, passte irgendwie immer noch nicht so richtig in den Plan, obwohl wir ja nun schon sehr konservative Berufe haben, und ich auch vorher viel gearbeitet habe, also das ist merkwürdig gewesen, das hat mich auch sehr überrascht damals. #00:12:28-5#

PETER: Und wie seid ihr damit umgegangen? #00:12:31-3#

NINA: Ja, uns war es irgendwie immer wichtig, dass unser Plan für uns passt, also dass da wir dahinterstehen können, aber es war schon so, dass wir das nur durch Kommunikation miteinander irgendwie lösen konnten, dass ich irgendwie auch sagen konnte: „Mensch, wieso? Ich habe das Gefühl, ich werde für eine schlechte Mutter gehalten, egal was ich mache.“ Also wenn ich wenig arbeite, dann war es nicht richtig, wenn ich viel gearbeitet habe, war es nicht richtig.

Irgendjemand hatte plötzlich eine Meinung und dann haben wir irgendwie daraus gelernt, dass wir es eigentlich niemandem recht machen können, und das auch nicht der Witz ist, sondern, dass wir es miteinander hinbekommen müssen und miteinander den Weg finden müssen. Das ist nämlich schon schwer genug. Und wenn man es dann noch macht, wie die eigene Mutter, die Schwiegermutter, die Schwester, die Freundin, die Nachbarin das richtig findet, dann klappt es halt gar nicht mehr. Also da helfen Kinder auch so ein bisschen so zu sich selber zu finden. So ein bisschen: „Wer bin ich eigentlich, und welche Art Eltern wollen wir eigentlich sein?“ #00:13:32-4#

PETER: Spannend. #00:13:33-5#

NINA: Mhm (bejahend). #00:13:35-7#

PETER: Was war so im Nachhinein so die größte Herausforderung für dich? #00:13:39-2#

NINA: Ja, es waren eigentlich zwei Sachen, also einmal mir selber, meinem Bauchgefühl wieder ein bisschen mehr zu vertrauen, nachdem das alles irgendwie durchgeschüttelt war, nämlich dass es schon irgendwie, es wird schon gut werden, so, also dass, mir auch als Mutter zu vertrauen.

Ich hatte ja gelernt mir beruflich zu vertrauen, ich hatte meine Qualifikationen, ich hatte meine Berufserfahrung, und das irgendwie auch als Mutter, man kommt ja auch nicht so auf die Welt, dass man sagt: „Ich weiß jetzt, wie das funktioniert.“ Und die Qualifikationen musste ich auch erst mal sammeln und auch da ein paar Mal fallen und stolpern.

Dass ich da wieder das Selbstbewusstsein bekomme, das war schon eine ziemliche Herausforderung und dann aber auch plötzlich auch im Umfeld so als Mutter auch so wahrgenommen zu werden und weniger als das, was ich eigentlich gelernt habe. Also das habe ich so schon auch empfunden, dass ich irgendwie plötzlich nicht mehr Anwältin war und ich war gerne oder Juristin, und ich habe da gerne in dem Beruf gearbeitet und mache das bis heute immer noch sehr, sehr gerne.

Aber ja, die Themen drehten sich eigentlich, wenn man mit mir sprach, viel um die Mutterschaft und die Kinder, und was sie essen, ob sie schlafen oder wie auch immer, und mein Mann stand daneben in derselben Kanzlei und den haben sie gefragt, wie es beruflich läuft. Egal wieviel ich gearbeitet habe nebenher oder nicht, und da Balance wiederzufinden irgendwie. Und das hat mich persönlich schon ziemlich gefuchst und auch herausgefordert. „Wer bin ich jetzt eigentlich, und wer will ich sein?“ #00:15:14-4#

PETER: Und wie hast du das jetzt, sage ich einfach mal, konkret gemacht, diese Balance zu finden? #00:15:20-1#

NINA: Also du meinst? #00:15:24-9#

PETER: Ganz praktisch. #00:15:27-8#

NINA: Ich habe tatsächlich, wenn wir auf den Punkt, mit diesem: Mensch, ich möchte eigentlich nicht nur als Mutter – oder nicht nur –, sondern das ist ja gar nicht weniger so, aber ich möchte diesen anderen Aspekt irgendwie von mir auch leben. Da habe ich bei mir selber angefangen.

Mir ist nämlich aufgefallen, dass ich in den Gruppen, in denen ich dann auch unterwegs war, ob es jetzt beim Kinderschwimmen oder bei der Krabbelgruppe oder bei diesen Sachen auf dem Spielplatz, wenn man halt irgendwo war auch unter Müttern oder Eltern, ich habe ja selber nicht gefragt. Ich habe die auch immer nicht gefragt, was sie eigentlich vor den Kindern gemacht haben, oder ob sie noch berufstätig sind. Weil ich auch manchmal die Sorge hatte, dass das irgendwie vielleicht so wahrgenommen werden könnte von wegen: „Warum ist denn das nicht ausreichend?“ oder so „Und was machst du sonst noch?“ Als wäre das nicht genug, Mutter zu sein, so will man ja auch nicht rüberkommen.

Aber habe immer irgendwie ein bisschen versucht so die Themen auch mal so ein bisschen selber wegzulenken von: „Na, schläft dein Kind gut?“ und „Na, was esst ihr so?“ sondern zu, ja: „Was sind deine Interessen?“ „Wie habt ihr euch kennengelernt?“ Manchmal auch bei Paaren und so kommt man dann ganz schnell, wenn man so von der Zeit vor den Kindern auch da mal Fragen dazu stellt, kommt man schnell dahin. „Ja, ach, ich habe in einer Werbeagentur gearbeitet.“ „Ach!“ und plötzlich hat man eine Konversation, die sich plötzlich wieder mit einem Leben außerhalb dieses Kosmos herum befindet. Und das musste ich irgendwie selber machen, und das hat gut funktioniert. #00:16:56-9#

PETER: Also geht es praktisch um so einen Perspektivenwechsel? #00:17:00-4#

NINA: Ja, vielleicht. Ja, kann man schön so sagen, ohne dass man da werten will, aber so, Mensch, wenn ich irgendwie möchte, dass andere mich auch so wahrnehmen, dann muss ich ja auch selber die Basis für diese Themen schaffen, und den anderen Gelegenheit geben, mich auch danach zu fragen. Weil die dieselben Zweifel haben und irgendwie auch nicht immer fragen: „Und wann arbeitest du wieder?“ oder so, als wäre das eine Erwartung.

Das will irgendwie auch keiner, sich so präsentieren, als wäre das die Erwartung oder „Was? Du arbeitest noch nicht?“ oder „Was? Du bist nur Mutter?“ oder „Was? Du arbeitest ja viel zu viel!“ Da sind ja Mütter total hin- und hergerissen. Männer kennen das untereinander eigentlich gar nicht so das Problem. #00:17:41-8#

PETER: Genau, interessant! Was mich noch interessieren würde, ist, ihr habt ja zwei Kinder und da gibt es ja immer wieder, sage ich jetzt einmal, Meinungsunterschiede in Erziehungsfragen. Oder verschiedene Ansichten, wie geht ihr damit um? #00:18:00-0#

NINA: Ja, ich habe sogar noch meine eigenen Eltern in meinem Kopf, die irgendwie, so dass ich das Gefühl habe, wenn die sich irgendwie wirklich mal gefetzt haben, dann ging es irgendwie immer nur um die Kinder: „Du bist mir in den Rücken gefallen vor den Kindern!“ sozusagen, genau. (lacht) Streit, an den kann ich mich schon bei meinen Eltern erinnern, und wenn meine Eltern heute mitbekommen, dass wir uns streiten, und ich sage irgendwie dasselbe „Du bist mir vor den Kindern in den Rücken gefallen!“, dann lächeln die sich irgendwie an und sagen: „Oh Mann, es ist in jeder Generation das gleiche.“

Und irgendwie hat das immer schon beruhigt, dass ich das von meinen Eltern schon kannte, und dachte, Mensch, es scheint also eine normale Situation zu sein. Und mir hilft eben auch tatsächlich wieder einmal eine berufliche Perspektive. Ich bin das beruflich gewöhnt, dass Menschen aus demselben Sachverhalt, also nehmen wir mal was ganz Banales wie einen Autounfall, völlig verschiedene Perspektiven haben. Die waren einfach nur in den zwei verschiedenen Autos unterwegs, aber an der exakt selben Stelle, sonst wären sie ja nicht aufeinander draufgefahren, und sie erzählen völlig unterschiedliche Wahrnehmungen und Unfallhergänge. Und sie sind völlig davon überzeugt, dass das richtig ist, so. Und da allein, das schon mal zu akzeptieren, dass das aber nicht die absolute Wahrheit sein kann, das allein hilft schon.

Und, ja, so richtig ganz fiese Sachen hatten wir da irgendwie noch nicht, so ganz, da waren wir uns mega, mega uneinig und meistens hat sich das dann, ja, wenn wir darüber geredet haben, warum der andere das eigentlich so machen würde, dann hat man oft die Punkte gefunden: „Ach so, weil du vielleicht als Kind das und das doof fandest“ oder „Weil du da mal eine gute Erfahrung gemacht hast oder da mal eine schlechte Erfahrung gemacht hast.“

Wenn man verstehen kann, warum der andere etwas bei dem eigenen Kind möchte, durchsetzen möchte oder so machen möchte oder nicht, dann fällt es leichter, plötzlich einen ganz kreativen Kompromiss zu finden oder tatsächlich vielleicht auch die eigene Position aufzugeben und zu sagen: „Ach ja, stimmt so habe ich das eigentlich noch gar nicht gesehen. Ja, ist vielleicht auch gar nicht so wild. Ja, gut, soll er halt Kickboxen machen, auch wenn ich finde, dass das eine gewalttätige Sportart ist.“

Also nehmen wir irgendwie mal so ein banales Beispiel. Weil er dann sagt: „Mensch, ja.“ Wenn man sich tatsächlich wie du vorher schon ganz schön sagtest, eben dieser Perspektivwechsel, der ist immer unheimlich hilfreich, also bei uns jedenfalls. #00:20:23-7#

PETER: Und wie macht ihr das konkret in der Situation selber? Also das, was du jetzt erzählt hast, das ist wie so die Reflexion hinterher, oder? #00:20:30-4#

NINA: Ja, also in der Situation schreien wir uns an, wie alle anderen. #00:20:34-3#

PETER: (lacht) Okay. #00:20:34-5#

NINA: Da schreien wir uns an und pöbeln uns an und gehen irgendwie auch hinaus und sagen, „Ach, das ist immer typisch, immer dasselbe mit dir“, also so diese typischen Sachen die Paare irgendwie halt so machen, beschäftigen uns jeder irgendwie alle dann naturgemäß wieder irgendwas. Oder ein Kind hat in der Situation was gewollt, oder es musste irgendetwas anderes, das Telefon hat geklingelt, oder irgendetwas ist, und oftmals lässt sich das dann nach zwanzig Minuten oder ein, zwei, drei Tage später wieder deutlich besser besprechen, oder die Situation hat sich irgendwie von selbst gelöst und es ist plötzlich gar kein Problem mehr. #00:21:04-9#

PETER: Okay. Gab es bei euch eine Situation oder mehrere Situationen, wo ihr euch gefragt habt: Ist es bei anderen auch so? Oder ist es nur bei uns so? #00:21:17-2#

NINA: Das frage ich mich täglich, also stündlich zum Teil, je nachdem. Also witziger Weise fragt man sich das ja nie in den schönen Situationen und in den friedlichen Situationen, weil da klopft man sich ja selbst auf die Schulter und sagt: „Was sind wir für großartige Eltern, und guck mal wie süß die sind, und wie lieb sie sind!“, und wenn die Kinder sich toll benommen haben, und der Urlaub ist wunderschön, aber gerade immer in dem Augenblick, in dem irgendetwas aus dem Ruder läuft, kommt diese riesen Unsicherheit, und da mit Kindern ständig eigentlich irgendetwas unerwartet ist, frage ich mich das quasi täglich, ob das bei den anderen eigentlich auch so ist. Und es ist wahnsinnig befriedigend und beruhigend, wenn so eine Komplizenschaft unter Eltern, wenn das entsteht, also wenn man in Gruppen, vielleicht auch von Menschen, die man gar nicht kennt, wenn die so ehrlich irgendwie dazu stehen, wie sie irgendwie mit dem schreienden Kind auf dem Parkplatz oder an der Supermarktkasse oder irgendwie sowas, wie sie da eigentlich in dem Augenblick überhaupt gar nicht wussten, was sie jetzt machen sollen, oder da auch falsch reagiert haben.

Also Mut zu diesen Eltern-Fails tut total gut, weil, wenn man das im Internet so liest, dann schreibt jemand im Internet in einem Forum eine Frage: „Wie würdet ihr, die und die Situation gab es, wie würdet ihr die lösen oder ich bräuchte hier mal Hilfe.“, dann wird derjenige oft total auseinandergenommen, dass er überhaupt in diese Situation geraten ist, anstatt dass ihm wirklich Hilfe angeboten wird.

So von wegen: „Ja, selber schuld, wenn man schon so und so mit einem müden Kind so und so schon irgendwo hingeht.“ Also da sind Eltern, finde ich, extrem heftig untereinander, dieses Urteilen übereinander und nichts tut so gut, wie das Gefühl, wenn Eltern irgendwie zugeben, dass sie eben irgendwo auch mal völlig falsch lagen und andere daran irgendwie teilhaben lassen an ihrer Überforderung oder auch an ihrem falschen Urteil.

Das habe ich am Anfang schon gesagt, dass ich mir eigentlich bei nichts mehr sicher bin, was ich mache und dass ich die Sicherheit entwickeln muss, dass das irgendwie auch okay ist, nicht mehr sicher zu sein. #00:23:28-3#

PETER: Also, ich habe das selber sehr entlastend empfunden, in dem Augenblick, also wenn andere auch erzählt haben: „Oh, bei uns ist das nicht so gut oder jenes nicht so gut.“ (Dachte ich), oh ja, bei uns auch. Ist super, wir sind nicht so ganz schräg. (lacht) #00:23:45-2#

NINA: Ja, total, total! Und dass auch andere ja auch schon zwanzig Sachen ausprobiert haben, und nur weil das bei dem einen funktioniert, heißt das noch lange nicht, dass es bei uns zu Hause funktioniert. Aber allein dieser Austausch hilft halt immens. Also gerade, wenn man dann so Eltern trifft, wo man denkt: „Mensch, ihr habt aber gut erzogene Kinder, und die haben auch immer saubere Hände, und die sind immer so adrett angezogen, und die werfen im Restaurant auch gar nicht mit Essen, und die schreien auch nicht die ganze Zeit. Wie macht ihr das denn?“

Wenn die dann irgendwie so ganz banal / habe ich einmal eine Mutter irgendwie getroffen, die gesagt hat: „Ja, wir haben die im Auto mit Süßigkeiten bestochen und haben gesagt, wenn sie sich hier ganz, ganz mega toll benehmen, dürfen sie heute Abend alles an Süßigkeiten ich sich reinfuttern.“ Und das fand ich so erfrischend! Das war so: „Ah, du hast sie mit Süßigkeiten bestochen!“ Das war so, so nett, und das sagte sie irgendwie so mit so einem Augenzwinkern, und das hat unheimlich gutgetan, dass sie halt nichts Überhebliches gesagt hat, wie: „Ja, also Erziehung ist einfach eigentlich einfach eine Frage der Einstellung.“ Wo man denkt: Hilft mir halt überhaupt nicht weiter, weil ich die eigentlich habe, die gute Einstellung. #00:24:55-0#

PETER: Du hast am Anfang erzählt, dass du dich, bevor das erste Kind auf die Welt kam, informiert hast, und gab es da vorher oder auch während, also als die Kinder schon da waren, ein Buch oder ein Hörbuch, was dir geholfen hat in manchen Situationen? #00:25:10-8#

NINA: Mhm (bejahend). Also, vorher habe ich irgendwie ja ganz viele, glaube ich, so Standardbücher, die so alle Mütter lesen. Also eher so, was muss ich alles anschaffen, so, und ich habe auch ganz viel gegoogelt und so, was ich alles kaufen muss und so. Das hat also nur bedingt geholfen, weil 80 Prozent von den Sachen braucht man ja eigentlich überhaupt nicht, weiß man aber vorher auch nicht.

Mir hat eigentlich erst später, das ist tatsächlich auch eine Kieler Autorin, die hier auch so Seminare macht, dieses Buch habe ich mir mal gekauft und das war schön, das hieß „Von der Kraft liebevoll zu erziehen und dabei gute Laune zu bewahren“, oder irgendwie sowas. Das habe ich da mal liegen sehen und dieser Satz: „und dabei gute Laune zu bewahren“, das hat mich angesprochen, weil Erziehung für mich immer irgendwie so viel mit schlechter Laune irgendwie zusammenhing im Kopf, und ich so: „Ach echt, man kann gute Laune haben und erziehen?“ Schön, ich habe eigentlich voll oft schlechte Laune. #00:26:01-5#

PETER: (unv.) #00:26:03-4#

NINA: Ehrlich? Sodass man, man hat ja viele Mütter, ich ja auch, haben ja auch oft so das Gefühl, da irgendwie so eine motzende Ätzmutter zu sein irgendwie, und die anderen Mütter sind immer so nett und nur man selbst ist irgendwie fies zu den Kindern. Dieser Satz hat mich damals total angesprochen, und das Buch war schön, die hat so ein paar wirkliche Situationen auch aufgeführt, und wie sie damit umgegangen ist und jetzt in jüngster Zeit „Das gewünschteste Wunschkind“ von Katja Seide. Das geht auch ganz, ganz toll in diese Richtung, die auch so ganz so Situationen beschreibt in einer coolen Sprache, die so alle Eltern kennen, wie man auch so aus einer Sackgasse wieder herauskommen kann, in die man sich mit Kindern so hineinmanövriert hat. So plötzlich. Also die beiden Bücher haben tatsächlich, jetzt bezogen auf Kinder, mir wirklich / ja, das hat gut getan die zu lesen. #00:27:00-4#

PETER: Okay. Du hast auch einen Blog. #00:27:03-2#

NINA: Ja. #00:27:05-1#

PETER: Erzählst du uns was in zwei, drei Sätzen. Um was geht es da, wie ist es dazu gekommen? #00:27:10-8#

NINA: Mhm (bejahend). Der Blog heißt „Juramama.de“, ich habe, meine Tochter war da gerade eineinhalb, zwei, und ich hatte so die Kapazität wieder, ich habe auch im Büro wieder viel gearbeitet zu der Zeit, und ich habe immer schon gerne geschrieben, und dachte so, Mensch, eigentlich gibt es noch keinen / Es gibt im Internet ganz, ganz viele Fragen zu so rechtlichen Themen, aber die werden immer irgendwie, ja, so ernst irgendwie beantwortet, oder irgendwie gefiel mir das alles nicht, und da dachte ich, ich mache das einfach selber.

Und habe so Alltagssituationen, die Eltern haben, die rechtliche Relevanz haben, also wie ist das eigentlich, wenn die Kinder den Überraschungseierturm umrennen oder was ist, wenn, ja, wie können wir irgendwie auch Geschenke irgendwie wieder zurückgeben, so fing das an. Und der wurde dann sehr schnell sehr viel gelesen, weil das auch lustig geschrieben war, und irgendwann bekam er dann auch so eine gesellschaftspolitische Tendenz, weil ich mich dann mehr mit größeren Themen auseinandergesetzt habe, wie dem Hebammenmangel und den Situationen in den Kliniken.

Und auch viel, ich bin Fachanwältin Arbeitsrecht, also dann auch tatsächlich meine Leser da hinter die Kulissen blicken lassen, wie das eigentlich wirklich vor Gericht zum Teil läuft, und dass sie manchmal mit ihrem Eindruck gar nicht so falsch liegen, dass die Kinder auch beruflich ganz oft ein Hemmschuh sein können, und dass das gar nicht irgendwie an ihnen liegt, so wirklich. Und das hat vielen Eltern und auch vor allem Müttern, Mut gemacht, sich nicht so alleine zu fühlen, und dadurch wurde der Blog dann tatsächlich immer erfolgreicher und irgendwann wurde da das Buch daraus. (lacht) #00:28:48-0#

PETER: Sehr schön, sehr schön. Ich finde ihn sehr spannend geschrieben. #00:28:52-8#

NINA: Schön, das freut mich #00:28:56-1#

PETER: So bin ich auch an dich herangekommen, weil mir der Blog gefallen hat. #00:28:58-3#

NINA: Schön, das freut mich #00:29:00-3#

PETER: Und ich werde natürlich die Bücher und auch deinen Blog in den Shownotes verlinken. Was noch als letzte Frage, was mich noch interessieren würde, was sollten deiner Meinung nach werdende Eltern unbedingt wissen? #00:29:13-1#

NINA: Ja, das ist es immer, ich fand das damals so schwierig, wenn alle immer mich an ihrem Wissen irgendwie teilhaben lassen. Also tatsächlich, da würde ich gerne eher beruflich sprechen, und weil ich das selber so nämlich auch nicht gemacht habe. Sie sollten wissen, dass klare Kommunikation, was man eigentlich nicht nur im Kleinen, im Familienleben, sondern was man groß, also wenn man im Beruf ist und irgendwie denkt, ich will da wahrscheinlich auch wieder zurück, oder ich möchte da wieder zurück, immer da mit dem Partner im Gespräch zu bleiben, wie die Aufteilung sein soll.

Man ist schwanger, man freut sich so sehr auf dieses Baby und man möchte so unbedingt diese Mutterrolle und vergisst dann aber ganz schnell diesen anderen Teil der Persönlichkeit, der nicht Mutter ist und denkt, weil die Hormone das vielleicht auch machen, dass man sich dann da erstmal so reinstürzt, dass man aber auch noch ein anderer, eine Persönlichkeit ist, die jetzt nicht nur mit Kindern zu tun hat oder mit den Kindern selber zu tun hat, dass man da Pläne frühzeitig macht.

Also das hätte ich mir selbst / da hätte ich gerne mehr Druck gehabt in der Richtung, dass wir uns da klarer positionieren in den Möglichkeiten, die wir damals hatten, oder was wir damals übersehen haben. Da haben wir überhaupt nicht darüber, nein, überhaupt nicht gut darüber gesprochen damals, und das hat dann später, ja, auch zu Konflikten geführt. Also das würde ich Eltern heute mitgeben so: „Klärt das früh ab, wie ihr euch das Familienleben aufteilen möchtet, wie ihr das mit den Kindern machen möchtet. Und wenn ihr das ganz klassisch konservativ machen wollt, und das eure Überzeugung ist, dann lasst euch da nicht davon abbringen, dann ist das toll und schön und hört nicht auf die anderen. Wenn ihr es anders machen wollt, dann findet euren Weg, und wenn du zwei Wochen nach der Geburt wieder arbeiten gehen möchtest oder berufstätig sein möchtest, dann mache das und höre nicht auf die anderen.“ So, das ist das Wichtigste so selber seinen Weg von Anfang an zu finden. #00:31:16-8#

PETER: Okay das ist eine schöne und klare Ansage an alle Eltern, finde ich sehr schön. (lacht) Kann ich nur befürworten. #00:31:25-5#

NINA: Würdest du das auch so sehen als Profi?   #00:31:28-2#

PETER: Würde ich auch so sehen, ja, als Profi, als Profipapa. #00:31:29-3#

(lachen)

NINA: (unv.) #00:31:30-6#

PETER: Was wie? #00:01:33-2# #00:31:34-9#

NINA: Du bist ja woanders Profi, ich hätte jetzt ja hundertmal sagen können, „ja, und ist das richtig oder bin ich hier völlig auf dem falschen Weg?“ Du bist ja Profi! So in Erziehungs- und Eltern- und Paarsachen und sowas, dass ich mir denke: Oh Gott, der Typ denkt sich bestimmt die ganze Zeit: „Oh Gott, das wird nichts mit den Straßners“. (lacht) #00:31:53-2#

PETER: Nein, überhaupt nicht, überhaupt nicht. Ich finde gerade eben diese andere Seite viel spannender, also was Eltern erzählen und nicht, was die Profis so erzählen. Weil die Eltern sprechen aus dem Leben, aus ihren Erfahrungen, und es gibt eben nicht die Familie und es gibt nicht die Eltern, oder das Kind. Es ist immer sehr individuell und das muss man sich immer vor Augen halten, eben bei anderen ist es auch so. #00:32:15-9#

NINA: Ja, auch halt bei anderen ist es auch so anders. #00:32:19-6#

PETER: Genau, oder so, das ist noch besser. #00:32:24-5#

NINA: Ja, es ist so bei den anderen ist es auch so, aber trotzdem aus völlig anderen Gründen vielleicht, also so wenig wie die eigenen Geschwister vergleichbar sind, wenn man mehrere Kinder hat, denkt man, wie können diese Kinder im selben Haus mit denselben Eltern aufwachsen, im selben Bauch groß geworden sein, wie kann das sein, wie können Menschen so unterschiedlich sein?

Und auch auf Erziehungsansätze so unterschiedlich reagieren, auf Eltern so unterschiedlich reagieren, also das wundert mich auch jeden Tag bei unseren Kindern. Dann kommen die anderen noch dazu mit ihren individuellen Kindern, wenn ich mir dann vorstelle, ich bin Lehrerin und müsste alles irgendwie unter einen Hut bringen, ich glaube, da ziehe ich jeden Tag den Hut. (lacht) #00:33:00-6#

PETER: Ja ich auch. Genau. Okay Nina, wir sind schon über 30 Minuten. #00:33:07-3#

NINA: Ja, schön! #00:33:08-8#

PETER: Ich möchte mich gerne bei dir bedanken, dass du dir Zeit genommen hast, und dass du uns erzählt hast von deinem Leben, von deinen Erlebnissen in deiner Familie mit den beiden Kindern. Danke für die Offenheit und die klaren Worte. #00:33:22-4#

NINA: Ja, schön. Es hat mir auch sehr viel Spaß gemacht. Tut auch mal gut. #00:33:26-6#

PETER: Freut mich und liebe Grüße nach Kiel! #00:33:30-0#

NINA: Ja, liebe Grüße zu euch! Dankeschön fürs Gespräch! #00:33:33-8#

PETER: Ciao! #00:33:34-5#

NINA: Tschüss! #00:33:34-8#